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1914 -
Halle a.d.S.
: Schroedel
- Autor: Heine, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Nordhausen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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patriarchalische Verehrung, die sie bisher für König Friedrich August
von Sachsen gehegt, auf den neuen Fürsten. Und wieviel einfacher
und zugänglicher als der alte erschien der neue Herr, der den grollen-
den Merseburgern, die gern ihre Stadt zur Hauptstadt gehabt hätten,
beim ersten Einzüge mahnend zurief: „Wir sind ja doch alle Deutsche!"
28. Draußen in Frankreich und daheim.
1870. 1871.
1. Beim Beginne des Krieges gegen Frankreich lag in Nordhausen
das zweite Bataillon des 67. Infanterieregiments. Am 21. Juli ver-
anstaltete die Nordhäuser Bürgerschaft der scheidenden Garnison eine
Abschiedsfeier im Gehege. An langen Tafeln wurden hier die Soldaten
von der Stadt bewirtet. Der Eisenbahnzug, der das Bataillon davon-
führte, war mit Kränzen und grünem Laub geschmückt, und jeder Soldat
bekam auf dem Bahnhofe noch Erfrischungen mancherlei Art, sowie
Verbandstoffe für die ersten Wunden. Mit allerlei Liebesgaben wurden
auch alle die Soldaten reichlich bedacht, die in den letzten Tagen des
Juli und im August täglich mit der Eisenbahn hier durchkamen. Zur
Bewirtung all der Krieger waren am Bahnhofe große Zurüstuugeu
getroffen; in vierzehn gewaltigen Kesseln, die in Zelten untergebracht
waren, wurde Tag und Nacht für die ankommenden Soldaten gekocht.
Auf dem Bahnsteige und in Zelten daneben standen lange Reihen von
Tischen, an denen die Soldaten der Tageszeit entsprechend verpflegt
wurden. Wie im ganzen weiten Vaterlande, so regte sich auch bei uns
eine lebhafte Teilnahme für den Krieg. Viele junge Leute traten frei-
willig in die Reihen des Heeres; an den beiden höheren Schulen
wurden schon Ende Juli die Schüler der ersten Klasse geprüft und
entlassen, weil sie in die Armee eintreten wollten. Der Lehrer Dr. Thomä
hielt in seiner Unteroffiziersuniform die Prüfung; es hatte sich so gefügt,
daß er infolge Durchmarsches seines Bataillons durch Nordhausen gerade
zur Zeit der Prüsung hier anwesend war.
2. Auch die Frauen und Jungfrauen wollten nicht zurückbleiben.
Sie gründeten einen Verein zur Pflege im Felde verwundeter und er-
krankter Krieger und zur Unterstützung der Witwen und Waisen. Jeden
Nachmittag von 3—7 Uhr versammelten sie sich in verschiedenen Sälen
der Stadt und stellten Verbandzeug her, zupften aus sauberem Leinen
Charpie, fertigten Binden und Tücher und strickten Strümpfe. Auch
bei der Bewirtung und Verpflegung auf dem Bahnhofe waren sie fort-
gesetzt tätig. Denn als die Beförderung unserer Soldaten nach Frank-
reich nachließ, brachten die Züge von dort her Verwundete und Gefangene.
Die ersten gefangenen Franzosen sah unsere Stadt am 7. August; sie
kamen von Weißenburg. Am meisten Aufmerksamkeit erregten die afri-