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1. Unsere Heimat - S. 118

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 118 — patriarchalische Verehrung, die sie bisher für König Friedrich August von Sachsen gehegt, auf den neuen Fürsten. Und wieviel einfacher und zugänglicher als der alte erschien der neue Herr, der den grollen- den Merseburgern, die gern ihre Stadt zur Hauptstadt gehabt hätten, beim ersten Einzüge mahnend zurief: „Wir sind ja doch alle Deutsche!" 28. Draußen in Frankreich und daheim. 1870. 1871. 1. Beim Beginne des Krieges gegen Frankreich lag in Nordhausen das zweite Bataillon des 67. Infanterieregiments. Am 21. Juli ver- anstaltete die Nordhäuser Bürgerschaft der scheidenden Garnison eine Abschiedsfeier im Gehege. An langen Tafeln wurden hier die Soldaten von der Stadt bewirtet. Der Eisenbahnzug, der das Bataillon davon- führte, war mit Kränzen und grünem Laub geschmückt, und jeder Soldat bekam auf dem Bahnhofe noch Erfrischungen mancherlei Art, sowie Verbandstoffe für die ersten Wunden. Mit allerlei Liebesgaben wurden auch alle die Soldaten reichlich bedacht, die in den letzten Tagen des Juli und im August täglich mit der Eisenbahn hier durchkamen. Zur Bewirtung all der Krieger waren am Bahnhofe große Zurüstuugeu getroffen; in vierzehn gewaltigen Kesseln, die in Zelten untergebracht waren, wurde Tag und Nacht für die ankommenden Soldaten gekocht. Auf dem Bahnsteige und in Zelten daneben standen lange Reihen von Tischen, an denen die Soldaten der Tageszeit entsprechend verpflegt wurden. Wie im ganzen weiten Vaterlande, so regte sich auch bei uns eine lebhafte Teilnahme für den Krieg. Viele junge Leute traten frei- willig in die Reihen des Heeres; an den beiden höheren Schulen wurden schon Ende Juli die Schüler der ersten Klasse geprüft und entlassen, weil sie in die Armee eintreten wollten. Der Lehrer Dr. Thomä hielt in seiner Unteroffiziersuniform die Prüfung; es hatte sich so gefügt, daß er infolge Durchmarsches seines Bataillons durch Nordhausen gerade zur Zeit der Prüsung hier anwesend war. 2. Auch die Frauen und Jungfrauen wollten nicht zurückbleiben. Sie gründeten einen Verein zur Pflege im Felde verwundeter und er- krankter Krieger und zur Unterstützung der Witwen und Waisen. Jeden Nachmittag von 3—7 Uhr versammelten sie sich in verschiedenen Sälen der Stadt und stellten Verbandzeug her, zupften aus sauberem Leinen Charpie, fertigten Binden und Tücher und strickten Strümpfe. Auch bei der Bewirtung und Verpflegung auf dem Bahnhofe waren sie fort- gesetzt tätig. Denn als die Beförderung unserer Soldaten nach Frank- reich nachließ, brachten die Züge von dort her Verwundete und Gefangene. Die ersten gefangenen Franzosen sah unsere Stadt am 7. August; sie kamen von Weißenburg. Am meisten Aufmerksamkeit erregten die afri-
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