1885 -
Dortmund
: Köppen
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 68 —
Burgen genannt, mit dicken hohen, steilen Mauern, um vor
feindlichen Angriffen gesichert zu sein. Zu einer solchen
Burg führte gewöhnlich nur ein Hauptweg, und weil der-
l selbe mit Wehren wohl versehen war, so hielt es schwer, die
Burg einzunehmen. Eine solche war auch die Ravensburg.
Wann sie erbaut ist. weiß man nicht genau. Die Sage
erzählt verschieden. So heißt es: Als vor Chr. Geb. die
Römer unser Angererland durchzogen, ließ der römische
Feldherr Drusus auf dieser Berghöhe ein Kastell oder eine
Burg bauen. Den römischen Adler auf dem Kastell sah das
Volk für einen Raben an und nannte deshalb das Gebäude
die Rabeusburg, woraus Ravensburg entstanden ist. Drusus
soll am Fuße des Berges eine Stadt angelegt und Cleve
genannt haben, die später zerstört wurde, wovon aber die
jetzige Bauerschaft Cleve noch als Überbleibsel angesehen
wird. Eine andere Sage spricht: In grauer Vorzeit herrschte
über die Lande am Osning ein alter, mächtiger Fürst,
Namens Rawo oder Rabo. Er hatte drei blondgelockte
Töchter, die Iva, Tekene und Ravena. Jeder derfelben
erbaute er eine Burg auf Berghöhen. Für Iva war die
Iburg, in dem heutigen Osnabrückschen, für die Tekene die
Tekenen- oder Tecklenburg und für die Ravena die Ravens-
bürg bestimmt. Jedenfalls ist sie eine der ältesten Burgen
Westfalens. Von ihr hat die ganze Grafschaft ihren Namen
erhalten. Gegenwärtig sind nur noch Reste von der Umfas-
snngsmaner der früheren schönen Burg vorhanden. Nur der
„glatte Lug ins Land", der Wartturm, in welchem man
auf einer Wendeltreppe emporsteigen kann, ist gut erhalten
und steht als ein Wahrzeichen alter Zeit kräftig da. Der
ungefähr 195 Meter tiefe, in den Felsen gehauene Brunnen
auf dem Schloßhofe soll nach der Sage von zwei Gefangenen,
die sich dadurch ihre Freiheit erkauften, hergestellt worden
sein. Als sie aber ihre Arbeit vollendet hatten und ans Licht
kamen, starben sie beide.
In der Nähe von Halle liegt das Dorf Stockkempen.
Neben der Kirche befindet sich das mit einem einfachen Denk-
male gezierte Grab des Dichters Friedrich Leopold Stol-
berg. Er wurde geboren im Jahre 1750 in Holstein, war
eine Zeitlang dänischer Gesandter in Berlin und gehörte zum
Göttinger Dichterbunde. Im Jahre 1819 starb er auf
dem Gute Sondermühlen bei Osnabrück. — In dem Kreise Halle
liegen außerdem noch die Städte Versmold und Werth er.