1905 -
Stuttgart
: Lung
- Autor: Lauffer, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Sommer über gemäßigt warm; die mittlere Jahrestemperatur des Wasser-
spiegels beträgt 10° C. Im Winter gefriert der Bodensee nur bei ganz
außerordentlicher Kälte. Im 19. Jahrhundert war er zweimal zugefroren,
in den Jahren 1830 und 1880, im 18. Jahrhundert gar nie. (Vergl. das
Gedicht von G. Schwab: „Der Reiter und der Bodensee.")
Das oberschwäbische Seegestade hat ein mildes Klima, in dem Wein,
Obst und Gartengewächse wohl gedeihen. Aus dem See holen die Boden-
seefischer jährlich einen reichen Ertrag von Fischen, namentlich die beliebten
Blanfelchen.
Im Sommer lockt der Bodensee Tausende von Besuchern an. Sie
erfreuen sich seiner eigenen herrlichen Reize und seiner abwechslungsreichen
Umgebung. Viele nehmen längeren Aufenthalt am See, um die angenehme
Seeluft zu genießen, Bodenseebäder zu nehmen, Ruder- und Angelsport zu
treiben. Durch gut betriebene Dampfschiffahrt stehen die wichtigsten Orte
am See miteinander in lebhaftem Verkehr. Für Personen- und Fracht-
verkehr werden nämlich von allen fünf Staaten schöne, große Dampfschiffe
bereitgestellt, und so ist der Bodensee der verkehrsreichste See Europas ge-
worden. Außerdem sind die Uferstaaten durch die Bodenseegürtelbahn mit-
einander verbunden.
Die württembergischen Hasenstationen am Bodensee sind: Friedrichs-
Hafen, Langenargen und Kreßbronn.
Friedrichshafen, 5500 E., Stadt, aus der alten Reichsstadt Buch-
Horn entstanden, nach König Friedrich 1. genannt, seit 1810 württembergisch.
Das ehemalige Kloster Hofen, 1805 württembergisch, wurde als K. Schloß ein-
gerichtet und ist jetzt Sommerresidenz unseres Königs. Friedrichshafen ist
beliebter Aufenthaltsort für Kur- und Badegäste. In den Kuranlagen be-
findet sich das Denkmal des Dichters Gustav Schwab. Die Stadt besitzt
eine Altertumssammlung, angelegt vom Verein für Geschichte des Boden-
sees. Friedrichshasen ist Sitz der K. Bodenseedampsschiffahrtsinspektion. Es
hat eine K. Eisenbahnwerkstätte und eine Schiffswerft. Vor dem Hafen
steht der weithin sichtbare Signalturm. Die Dampfschiffahrt ist von hier
aus fehr lebhaft. Die 10 württembergischen Dampfer verkehren mit Kon-
stanz, Romanshorn, Rorschach, Bregenz, dann dem Nordufer entlang mit
den württembergischen Hafenplätzen Langenargen und Kreßbronn und
mit Bayerns Hafenplätzen Wasserburg, dem reizend gelegenen Bad Schachen
und der schönen Jnselstadt Lindau. — In der Nähe des K. Schlosses be-
finden sich die großen Anlagen der Luftschiffwerft des Grafen von
Zeppelin.
Im ganzen oberschwäbischen Gebiet vom Donautal bis zum Bodensee
wohnen etwa 300000 Menschen. In: Verhältnis ist es also wenig dicht
bevölkert. Dies rührt daher, daß so viel Moor- und Sumpfgebiet vor-
Händen und etwa V4 des ganzen Landes mit Wald bedeckt ist. Es wohnen