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1. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 52

1912 - Stadthagen : Heine
— 52 — weiter wachsen. Dazwischen steht in dichten Büschen das bläulich- grüne Pfeifengras, dessen harte, feste Halme unten nur einen Knoten haben, wodurch es leicht von den übrigen Gräsern zu unterscheiden ist. An den seuchteren Stellen wuchert das Sumpf-Schlangenkraut. Es erinnert durch seine Weiße tntensörmige Blütenscheide an seine Verwandte, die iu Töpfen gezogene Kalla. In der Tiefe findet man vielfach Baumstämme und Wurzelstücke. Daher geht die Sage, daß sich hier eiust eiu großer Wald ausgedehnt habe, der durch eine Überflutung vernichtet worden sei. Die obere Moordecke besteht aus einem dichten Geflecht halb vermoderter Pflanzenteile und liefert uns ein wertvolles Brennmaterial, den Torf (S. 26). Um den leicht brennbaren Torf zu gewinnen, durchziehen die Anwohner das Moor mit Dämmen und vielen Längs- und Quer- gräben. Die niedrigen Dämme sind die einzigen gang- und fahr- baren Wege im Torfmoore, die Gräben dienen zum Ableiten des dunklen Moorwassers. Dann folgt der Abstich des Moores, die Torsgewinnung. Die Torfstücke werden etwa in der Form und Größe der Backsteine mit einem schaufelartigen Messer gestochen und alsdann in Haufen so aufgeschichtet, daß Wind und Sonne sie gehörig austrocknen können. Der Torf wird etwa 1,25 m tief abgenommen, da ein tieferer Stich zu beschwerlich wäre. Iu ungefähr 30 Jahren erneuert sich die Torfdecke. Nou besonderer Güte ist der harte, schwarze Backtorf, der fast die Kohle ersetzt. Man gewinnt ihn aus der schlammigen Torfmasse, die in einen vierkantigen Rahmen mit 10 Fächern gefüllt wird. Nachdem die Masse eben gestrichen ist, wird die Form hochgezogen. Die ein- zelnen Stücke läßt man an der Luft trocknen. Die Abfuhr erfolgt bei guter Witterung. Alle Torfbrinke sind hannoversches Staats- eigentnm; die Brinkbesitzer haben nur die Nutzung. Die Arbeit des Torfgräbers ist sehr mühevoll und anstrengend. Torfstecher für Fabriken verdienen im Durchschnitt täglich 3 bis 4 M. Frauen, die das Ausschichten, Unistellen usw. des Torfes besorgen, erhalten täglich bis 3 M. Stellenweise wird dem Moore eine Fläche abgewonnen, trocken gelegt und zu Wiesen- und Ackerland umgewandelt (Kolonie Moor- dors bei Neustadt a. Rbg.). Die zum Brennen nicht geeigneten oberen losen Schichten des Torfmoores hackt man im Sommer durch und läßt sie an der Luft trocknen, um sie später als Streu zu verwerten. In einigen Fabriken zu Neustadt und Wunstorf wird Torfstreu und Torsmull (der feine, pulverförmige Ab- fall) mit Maschinen hergestellt und in versandfähige Ballen zu- sammengepreßt. Die Torsstreu besitzt eine sehr große Aufsauge- fähigkeit und bewirkt völlige Gernchlosigkeit (vorzügliches Desinfek-
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