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1912 -
Stadthagen
: Heine
- Autor: Wiegmann, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Das Gezähe, welches der Häuer beim Loshaueu der Kohlen gebraucht, ist
der Kolben mit Einsatzspitze (Pickel). Da das Kohlenflöz nur 40—50 cm mächtig
(dick) ist, so muß der Bergmann liegend die Kohlen hauen, was sehr beschwerlich
und anstrengend ist, daher ist die Arbeitszeit auch eine kurze. Zur leichteren Be-
sörderung der Kohlen nach dem Schachte werden im Nebengestein in Zwischenräu-
men von je 18 m Strecken von 2 m Höhe und 1 m Breite getrieben. Den
Zwischenraum nennt man Streb. Die Strecken werden von den Gesteinshauern
(Senkern) hergestellt und zwar durch Sprengarbeit. Die Senker brauchen Fäu-
fiel (Schlegel), Bohrer, Krätzer oder Wischer und Keilhaue (Senkehacke), in neuerer
Zeit auch besondere Bohrmaschinen. Die bei der Sprengarbeit in den Strecken
gewonnenen Berge werden von den Bergeversetzern in die Kohlenstreben (in
die von Kohlen freigelegten Flächen) versetzt. Die von den Häuern losgehauenen
Kohlen werden von den Eiusüllern mit einer Strebkratze („Krasse") in die Strecken
gezogen und dann mit einer Kratze und einem Fülltroge („Backfisch") in die
auf Gleisen lauseuden Förderwagen gestürzt. Die Förderwagen werden von den
Grnbenförderern nach dem Schachte bezw. Füllorte geschafft, um zu Tage geför-
dert zu werden.
Die Arbeit des Bergmanns ist mühsam und gefahrvoll. Gegen das Herein-
brechen des Hangenden (S. 22) schützt er sich, indem er zwischen Liegendes
und Hangendes des Flözes Stempel (Fanghölzer) schlägt, welche ganz genau der
Höhe des Flözes augepaßt sind. Die Strecken werden gegen das Hereinbrecheil
des Hangenden geschützt, indem man dicke Balken in Zwischenräumen von 2 m
quer über die Strecken legt. Eine andere Gefahr bilden die aus den sehr gas-
reichen Kohlen ausströmenden Dünste (die bösen Wetter), die sich leicht entzünden
und den Bergmann ersticken (Schlagwetter). Ein durch Entzündung der Gase
entstehender Grubenbrand dehnt sich mitunter auch auf die Kohlen aus. Zur
Verhütung solcher Ereignisse wird reine, frische Lust zugeführt und verdorbene,
schlechte Luft abgeleitet (Bewetterung). Diese Bewetteruug wird vou Ventilatoren
besorgt. Auch läßt die Sicherheitslampe bei sorgfältiger Beobachtung schon ganz
geringe Mengen von Schlagwetter erkennen.
Die Bergleute gehören der Schaumburger Knappschafts-
Kraukenkasse zu Obernkirchen au, welche Krankennntersti'chnng und
Sterbegeld gewährt. Auch siud sie Mitglieder des Hauptknappschafts-
Vereins zu Klaustal im Harz und der Norddeutschen Knappschafts-
Pensionskasse zu Halle an der Saale. Als Vertrauensmänner der
Versicherten wirken die Knappschaftsältesten, von denen drei dem
Vorstande angehören. Dieser besteht noch aus dem Werksdirektor
und zwei vom Königl. Oberberganit und der Fürstl. Hofkammer
ernannten Mitgliedern.
Wohlsahrtseinrichtnngen. Seitens der Bergwerksver-
waltung ist sür die Wohlfahrt der Beamten und Bergleute in jeder
Weise gesorgt. Den Bergleuten ist bei Weiterzahlung der Löhnung
ein achttägiger Feriennrlanb gewährt. Invalide und ältere, zur
Werksarbeit nicht mehr taugliche Bergleute erhalten an Unter-
stütznngen und Peusioueu insgesamt jährlich etwa 300 000 M. Die
den Bergleuten gewährten Freikohlen haben einen Verkansswert
voll jährlich 30 000 M. Um den Bergleuten auf den Schacht-