1912 -
Stadthagen
: Heine
- Autor: Wiegmann, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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einen herrlichen Abschluß des Stadtbildes. Eine weite Rundsicht ge-
währt der I d a t u r m, der aus dem höchsten Punkte des Harrls er-
richtet ist.
Bad Eilsen, Station der Bahn Stadthagen-Rinteln, liegt in einein
Talkessel, der von den waldigen Abhängen des Wesergebirges, des Bückeberges
und des Harrls rings umgeben wird. Durch diese bevorzugte Lage ist es gegen
den Einfluß rauher Nord- und Ostwinde sehr geschützt. Seine ausgedehnten
Parkanlagen breiten sich zu beiden Seiten der Bückeburger Aue aus und bieten,
angenehme Ruheplätze. Der Naturfreund findet hier viele schöne Bauingruppea,
die manche uralte und in Norddeutschland sehr seltene Bäume aufweisen. — Die.
Anlage des Schwefelwasser- und Schlammbades Eilsen wurde vor mehr als
100 Jahren von der Fürstin Juliane (f 1799) bewirkt. Nachdem schon 1770 bis
1780 Schwefelwasserbäder vielfach bei den Landleuten genommen waren, ver-
fügte Juliane im Jahre 1794 die Herstellung des Bades. Die heilkräftigen.
Quellen wurden darauf nach genauer Untersuchung eingefaßt und die zum Bau
der Badeanstalt und dem jetzigen Kurparke nötigen Grundstücke erworben.
entstanden ein Badehaus und das sogen, kleine Logierhaus. Bald wurden auch
die ersten Schlamm- und Moorbäder eingerichtet, wohl die ältesten in Deutsch-
lernt). Am 5. Juli 1802 erfolgte unter der vormundschaftlichen Regierung des
Grasen von Wallmoden-Gimborn die feierliche Eröffnung des Bades, welche die
hochherzige Begründerin nicht mehr hatte erleben sollen. Die Nachfolger der
Fürstin Juliane, die Fürsten Georg Wilhelm (| 1860), Adolf Georg (f 1893),
und unser regierender Fürst Georg förderten in hochherziger Weise den weiteren
Aufschwung des Bades. So wurde 1809 das große Logierhaus und 1847 das.
Konversations- (Unterhaltung^-) haus mit Kursaal, Lese- und Spielzimmer er-
baut ; 1881 wurde das neue Restaurations- (Wirtschafts-) gebäude und 1889 das
neue Schlammbadehaus dein Verkehr übergeben. Im Jahre 1895 wurden die
Restauration und der Kursaal durch eiue große gedeckte Halle verbunden. Als
im Jahre 1896 die neue Musikhalle auf dem Kurplatze errichtet war, konnte
man durch den Ausbau der früheren Musikhalle die Zahl der sehr gesuchteil Lo-
gierzimmer über den sogen. Kolonnaden (Säulengängen) erheblich vermehren.
In den Jahren 1902/03 wurde ein neues Schlammbadehaus erbaut, auch ist
1909/10 das alte Schlammbadehaus durch einen Neubau ersetzt wordeu ; in beiden
Gebäuden sind die besten, durch Erfahrung erprobten Einrichtungen getroffen
worden. Das Bad ist Eigentum unserer Landesherrschaft und steht unter der
Verwaltuug der Fürstlichen Hofkammer.
Der I d a t u r m wurde in dem Teuerungsjahr 1847 von dem Fürsten Georg
Wilhelm errichtet und nach dessen Gemahlin benannt. Die Bausteine gewann
man aus deu nahen Steinbrüchen, die einst auch viel Material zu Haus- und
Straßenarbeiten lieferten, heute aber nicht mehr ausgenutzt werden. Die Anlage
des Turmes, welcher der Landesvermessung dienen sollte, gab in jener trüben
Zeit vielen Arbeitern Verdienst. Von der Plattform genießen wir eine Pracht-
volle Aussicht. Zu unseren Füßen breiten sich hohe Buchen- und dunkle Tannen-
Waldungen aus. Im Süden liegt die Weserbergkette vor uns, die wir von der
Paschenburg bis _ zun: letzten Berge des Wiehengebirges überblicken können.
Westlich sehen wir Minden und zahlreiche Ortschaften der werteren Hingebung.
Nach Norden liegt vor uns die große norddeutsche Tiefebene, durch welche sich in
anmutigen Windungen die Weser langsam dahinschlängelt. Wir übersehen auch
den größten Teil unserer Heimat mit dem Schaumburger Walde als n Grenz-
einsassung. Vor dem Walde bemerken wir viele Dörfer, die zwischen üppigen
Feldern und halb versteckt an kleinen Holzungen liegen. Im Osten ist die Aus-
ficht beschränkter, weil hier der hohe Bückeberg dem Auge eine Grenze setzt.
Dort sehen wir Obernkirchen mit seinem Doppelturm und den Glashütten
Schauenstein und Neuhütte. Außer dem Jdaturme hat der Harrl noch mehrere
natürliche Aussichtspunkte, die aber einen enger begrenzten Ausblick gewähren.