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1. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 220

1912 - Stadthagen : Heine
— 220 — Heinrich der Käme (geb. 1129, gest. 1195) ist nächst dem Kaiser Friedrich Barbarossa der mächtigste Fürst seiner Zeit in Deutschland gewesen. Er verschaffte sich durch Einziehung von Gütern ausgestorbener Geschlechter eiue große Hausmacht, zwang die weltlichen und geistlichen Großen des Landes zur Anerkennung seiner herzoglichen Macht und brachte so sein Herzogtum Sachsen zu einflußreicher Höhe. Mit ebenso kräftiger Hand förderte er die Kolonisation unter den Slaven zwischen Elbe und Oder. Der sächsische Annalist Helmold ifußnote Seite 215) urteilt über ihn: „Das ganze Land, wie es sich von der Eider an zwischen Elbe und Ostsee bis nach Schwerin erstreckt, einst ein mit Schrecknissen erfülltes, fast wüstes Gebiet, ist gleichsam eine zusammenhängende sächsische Kolonie geworden, wo Städte und Burgen gebaut werden, wo sich die Kirchen und die Priester mehren." Aber in dem Streben nach Vergrößerung der eigenen Macht wurde der Welfe seinen Ver- pflichtungen gegen Kaiser und Reich untreu. Er ließ, als iu Italien alles auf dem Spiele stand, den Kaiser im Stich, so daß dieser bei Legnano eine furchtbare Niederlage erlitt (1177) und nun alle seine italienischen Pläne aufgeben mußte. Infolge der Achterklärung wegen dieses Treubruchs wurden dem Welsen- fürsten die Lehnsstaaten Bayern und Sachsen genommen. Bayern bekam Otto von Wittenbach, der Stammvater der heutigen bayrischen Königsfamilie. Das Herzogtuin Sachsen ging in Trümmer. Während der westliche Teil, wie schon oben erwähnt, unter dein Namen eines Herzogtums Westfalen an den Erzbischof von Köln fiel, kam das östliche Sachsen an Bernhard von Anhalt, den Sohn Albrechts des Bären. Bernhard setzte das von seinem Vater begonnene Kolonisationswerk in der Mark Brandenburg fort. So wurde hier im Osten ein Staat begründet, von dem sieben Jahrhunderte später die Einigung des ganzen Reiches ausging. Heinrich dem Löwen verblieb nur das väterliche Erbe Brauusch weig-Lüneburg, das dann (1235) seinem Eickel Otto dem Kinde als Herzogtuin verliehen wurde und als solches später (1635) nach manchen Teilungen in die beiden Länder Hannover und Braunschweig sich auflöste. Bernhard von Anhalt führte den Titel Herzog von Sachsen weiter und übertrug damit den Namen Sachsen auf die Gebiete der heutigen Provinz und des Königreichs Sachsen. Für die Länder zwischen mittlerer Weser und Unterelbe ging der Name Sachsen damals verloren. Die hier gebietenden Fürsten bengten sich keinem Herzoge wieder und wurden reichs- unmittelbare Fürsten. Zu ihnen gehörte auch Adolf Iii. von Schaum bürg, der die Anerkennung der Lehnshoheit des Herzogs Bernhard mit der Be- gründung verweigerte, daß er seine Grafschaft ohne alle Mittel von dein Reiche und dem Kaiser habe. So sind die heute im nordwestlichen Deutschland sich findenden Staaten und Landesteile auf jene Zertrümmerung des alten Herzog- tums Sachsen zurückzuführen. Trotzdem ist im Volke die frühere Zugehörigkeit zum Sachsenstamm lebendig geblieben. Gerade in jüngster Zeit hat der gemein- same Name Niedersachsen (vgl. auch S. 194!) für die altsächsischen Gebiete besondere Bedeutuug erlangt (Zeitschriften, Tagesblätter, Kalender, Heimat- buud usw.).
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