1890 -
Meißen
: Schlimpert
- Autor: Schreyer, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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bloß mit Teil, nein, sie regen durch ihre besonderen Schätze das-
selbe vielfach sogar mit an.
Da ist zunächst die Lahn zu merken, die mit gewundenem
Laufe ein Thal durchzieht, das mehrere srnchtbare Becken bildet.
Am fruchtbarsten ist dasjenige von Limburg, das mit seineu
Seitenthälern (der Elb, Ems und Aar) die Kornkammer Nassans
genannt wird. Besonders gedeiht der Weizen hier in einer
Güte, daß er für deu feinsten in Europa gilt. Nun mögen andere
die Steine des Lahnthales, oder auch die Erze desselben rühmen:
für uus bleibt es das weizeureiche Nebenthal des Rheines.
Da ist weiter des Thales der Sieg zu gedenken, in dem
uus bergmännischer Gruß eutgegeukliugt, wenn wir in ihm sluß-
aufwärts wandern. Überall ist der Thalboden von Schachtlöchern
angebohrt worden, überall erklingt das Glöckcheu in den Förder-
gebänden, und überall steigen Rauchwolken aus deu Hüttenwerken
auf. Hier werden ans den gehobenen Erzen Kupfer und Silber
geschieden, und hier wird ans dem Spateisensteine ein Eisen ge-
schmolzen, welches an Güte dem Metall der berühmtesten Eiseu-
läuder unserer Erde (Steiermark, England) nicht nachstehen soll.
Die Sieg hat uns das erzreiche Nebenthal des Mittelrheiues
erschlossen.
Daun steigen wir ans den Erzgängen der Sieg zum Thale
der Wupper hinüber. Dieser Flnß windet sich in solchen Bogen
durch die Berge, daß sein Lauf etwa das Doppelte der geradli-
uigeu Entfernung der Mündung vou der Quelle beträgt. Aber
rasch und reißend ist der Lauf des Flusses, der wegen seiues
flüchtigen Laufes und starken Gefälles eigentlich Wipper (vou
wippen) zu nennen ist. Die Kraft des Flusses ist von den An-
wohnern von jeher, besonders aber in nnserm Jahrhunderte in
den Dienst vielseitiger Werkbetriebe genommen worden. Na-
mentlich hatte die Wupper früher Schleif-, Mühl- und Hammer-
werke zu treibe» und Färbereien und Bleichen zu dienen. Heute
aber reiht sich au ihren Ufern Betrieb an Betrieb, Fabrik an
Fabrik, in denen eine fleißige und sittlich gehobene, fromme Be-
völkeruug emsig schafft. So hat die Wupper mit ihrer nicht ge-
rade großen Wasserfälle uus doch das industriereiche Nebeuthal
des Rheines geöffnet.
Endlich blicken wir noch in das Thal der Ruhr hinein, die
von dem kahlen Astenberge kommt und den Rheinstrom in westlich