1890 -
Meißen
: Schlimpert
- Autor: Schreyer, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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der Elbe zusammen, die im Westen vereinigt, was im Osten
getrennt war, und die zugleich auch die nordwestliche Grundrich-
tung andeutet, welcher die Thallinien des nördlichen Tieflandes
in der Hauptsache folgeu.
Nur werden diese, wie uns ein Blick auf die Karte weiter
belehrt, uicht bloß durch die Elbe im Westen vereinigt, sondern
auch besonders durch die Warthe, Oder, Spree und Havel vielfach
untereinander in südnördlicher Richtung verknüpft. Denn diese
Ströme oder Flüsse folgen ja in einzelnen Stücken ihres Laufes
nicht bloß den Thalrinnen, sondern durchbrechen auch die Land-
rücken zwischen denselben so vielfach, daß dadurch eine vielseitige
Zerteilung des Bodens und damit eine reiche Auflockerung des
mittleren Gürtels im deutscheu Tieflaude entsteht. Besonders nach
Westen hin mehren sich die Bodenglieder, welche von Flnßadern
oder Seen förmlich umstrickt werden. Daraus erklärt sich auch,
daß die Gegend der Thalzüge in der Mark Brandenburg nicht
bloß durch fruchtbare Wieseu und Felder, durch frische Waldungen
und Obsthaine ausgezeichnet ist, sondern auch (bei Potsdam) durch
den Wechsel von Hügelketten und Seengruppen den Zauber land-
schaftlicher Anmut gewinnt.
So bilden die großen Thalzüge mit ihreu Fluß-
linien und Kanülen, mit ihren Brüchen und Wäldern,
sowie mit ihren Seen und Feldern ein ausdrucksvolles
Bodenglied des norddeutschen Tieflandes. Zusammenfassung.
5. Legen sich der südliche Grenzrücken, der Zug der mitt-
leren Thäler und die baltische Seenplatte wie drei Gürtel gleich-
laufend um den Strand der Ostsee herum, so treten im Gebiete
der Nordsee an Stelle der Hügelzüge die Geest und an Stelle
der Thalzüge die Moore anf.
Wenden wir uns zunächst dem Geestlande zu, so führt uns
dieses in eine dem norddeutschen Tieflande eigentümliche Be-
schaffenheit des Bodeus ein. Geest bedeutet unfruchtbar und be-
zeichnet einen Boden, der ein dürftiges Pflanzenkleid trägt. Das
kommt daher, daß er nur aus Thon und Lehm, aus Kies und
Sand besteht. Dazu wird er vou Steingeröll und Blöcken über-
sät, die einer nordischen Heimat entstammen. In der That haben
auch, wie die Fachleute nachweisen, gewaltige Gletscher von dem
nördlichen Hochlaude her das Tieflaud dreimal überzogen und
mit ihren Geschieben bedeckt. Daher trägt es dort nur dürftige Ernten