1890 -
Meißen
: Schlimpert
- Autor: Schreyer, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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zu halten, die frische Nehrung zu retten, einen Kiefernwald von
38 km Lauge zu erhalten und zwei Dörfer bei Danzig vor der
Zerstörung zu schützen.
So ist der Dünensaum unserer Ostseeküste seiner
Entstehung und Natur nach zwar beweglich und gefährlich,
seinem Leben nach aber nicht ohne Reiz und wertvoll
nach erreichter Befestigung. Zusammenfassung.
5. Fester als die Kette der Dünen legt sich an manchen Stellen
ein Geröllsaum an die Küste der Ostsee an.
Ein solcher findet sich z. B. bei dem Orte Doberan an
dem mecklenburgischen Straude. Dort bemerken wir einen Stein-
wall, dessen Länge gegen 4 km, dessen Breite 300 m und dessen
Höhe an einigen Stellen 4—5 m über dem Spiegel des Wassers
beträgt. Er setzt sich aus Grauit und Feuersteinen, aus Quarz
und Syenit, also aus Steinarten zusammen, die jetzt noch nicht
bloß auf dem Grunde der Ostsee ruhen, sondern ursprünglich wohl
Gebirgen augehörten, die im Norden der Ostsee auftauchen. Da
diese Steine mehr oder weniger abgerundet sind und also wie
Nüsse oder Eier oder Köpfe erscheinen, so steht zu vermuten, daß
sie das Wasser mit seinen rollenden Wellen abgeschliffen hat, oder
daß sie sich selbst durch fortgesetztes Reiben an- und gegeneinander
abgerundet haben. Dazu kommt, daß wir iu dem Gerolle auch
mancherlei Bersteinerungen von Pflanzen oder Tieren antreffen,
die den Grund des Meeres bewohnen. Das alles führt uns zu
der Annahme, daß der Steiuwall bei Doberau eiuft vou dem
sturmbewegten Meere ausgeworfen worden ist. Das Volk freilich
führt die Entstehung des Dammes auf geheimnisvolle Kräfte zu-
rück, glaubt, daß Götter die Mauer errichtet hätteu und nennt sie
in Ehrfurcht vor dem göttlichen Wuuder den „heiligen Damm".
Wie wenig aber Grund vorhanden ist, an eine wunderbare
Bildung des heiligen Dammes zu denken, geht daraus hervor, daß
sich der Aufbau ähnlicher Geröllmauern an anderen Stellen der
Ostsee förmlich vor unseren Augen jetzt noch vollzieht. Als näm-
lich im November des Jahres 1872 die Ostsee iu eiuer gewalti-
geu Sturmflut wütete, führte sie iu dem kleinen „Fischerlande",
das auf eiuer schmalen Halbinsel der mecklenburgischen Küste liegt,
einen Gerölldamm aus ihren Tiefen herauf, der ebenfalls eine
Länge von 4 km hat und mannshoch aufgerichtet worden ist.