1890 -
Meißen
: Schlimpert
- Autor: Schreyer, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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wie in jenem, eine Stadt an einem Haffflusse, eine zweite an
einem Küstenflüßchen und eine dritte am Meere antreffen.
Der Fluß, welcher in das Stettiner Haff mündet, ist die
Jhna. Die Stadt aber, welche an, oder wie das Volk sagte,
auf der Jhua liegt, heißt Stargard (22 T>). Daraus aber, daß
Stargard eine „alte Burg" bedeutet, erklärt sich für uns nicht bloß
der volkstümliche Zusatz „auf der Jhna", sondern es ergiebt sich
daraus zugleich auch für unsere weitere Besprechung die ganze
Eigenart der Stadt vou selbst.
Als Burg wurde Stargard im wendischen Gebiete ge-
gründet, damit es den Handel decken sollte, der seit alters auf
der schiffbaren Jhna getrieben wird.
Als fester Ort sollte Stargard weiter auch die Ausbreitung
des deutschen Wesens im slavischen Osten Pommerns mit fördern
helfen, nachdem es im 13. Jahrhunderte zur Stadt erhoben worden
war. Damals wurde die Stadt, deren Kernpunkt die alte Burg
bildete, mit Gräben und Mauern umzogen. Die Mauern
aber wurden mit Türmen und Ausfallsthoren bewehrt. Unter
den Thoren der Ringmauer hat sich uuter anderem das Mühlen-
thor und unter den Türmen das „rote Meer" in schmucken
Formen erhalten.
Wehrhaft, wie der feste Gürtel der Stadt, war auch der
Geist der Bürgerschaft in derselben. Wie oft sind unter der
Führung ihrer Herzöge die wohlbewasfneten Stargarder ans-
gezogen, um feste Burgen zu brechen und trotzige Herren zu fangen.
Der starke Mut Stargarder Bürger war sprichwörtlich im Volke
geworden, das auf dieselben oerwies, wenn es starkbewaffnete
Kämpfer zu bezeichnen galt.
Wie früher, so ist Stargard auch jetzt uoch ein wohlbewehrter
Ort. Dient es ja als Garnison platz für das Kolbergische Re-
giment, dessen Inhaber der Feldmarschall Graf Moltke ist. Drei
Kasernen umstehen den großen Exerziergarten. Ans demselben
aber erinnert ein Kriegerdenkmal an die tapferen Waffenthaten
der Söhne der Stadt in dem dentsch-französischen Kriege.
Eine so wehrhafte Stadt war wohl geeignet, in früherer
Zeit die Hauptstadt Hinterpommerns zu bilden. In der That
hat Stargard auch den Rang einer solchen mehrere Jahrhunderte
hindurch eingenommen. Ja, als am Anfange unseres Jahrhuu-
derts Stettin in die Hände der Franzosen fiel, schlug die preußische