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1. Landeskunde des deutschen Reiches - S. 429

1890 - Meißen : Schlimpert
— 429 — wie in jenem, eine Stadt an einem Haffflusse, eine zweite an einem Küstenflüßchen und eine dritte am Meere antreffen. Der Fluß, welcher in das Stettiner Haff mündet, ist die Jhna. Die Stadt aber, welche an, oder wie das Volk sagte, auf der Jhua liegt, heißt Stargard (22 T>). Daraus aber, daß Stargard eine „alte Burg" bedeutet, erklärt sich für uns nicht bloß der volkstümliche Zusatz „auf der Jhna", sondern es ergiebt sich daraus zugleich auch für unsere weitere Besprechung die ganze Eigenart der Stadt vou selbst. Als Burg wurde Stargard im wendischen Gebiete ge- gründet, damit es den Handel decken sollte, der seit alters auf der schiffbaren Jhna getrieben wird. Als fester Ort sollte Stargard weiter auch die Ausbreitung des deutschen Wesens im slavischen Osten Pommerns mit fördern helfen, nachdem es im 13. Jahrhunderte zur Stadt erhoben worden war. Damals wurde die Stadt, deren Kernpunkt die alte Burg bildete, mit Gräben und Mauern umzogen. Die Mauern aber wurden mit Türmen und Ausfallsthoren bewehrt. Unter den Thoren der Ringmauer hat sich uuter anderem das Mühlen- thor und unter den Türmen das „rote Meer" in schmucken Formen erhalten. Wehrhaft, wie der feste Gürtel der Stadt, war auch der Geist der Bürgerschaft in derselben. Wie oft sind unter der Führung ihrer Herzöge die wohlbewasfneten Stargarder ans- gezogen, um feste Burgen zu brechen und trotzige Herren zu fangen. Der starke Mut Stargarder Bürger war sprichwörtlich im Volke geworden, das auf dieselben oerwies, wenn es starkbewaffnete Kämpfer zu bezeichnen galt. Wie früher, so ist Stargard auch jetzt uoch ein wohlbewehrter Ort. Dient es ja als Garnison platz für das Kolbergische Re- giment, dessen Inhaber der Feldmarschall Graf Moltke ist. Drei Kasernen umstehen den großen Exerziergarten. Ans demselben aber erinnert ein Kriegerdenkmal an die tapferen Waffenthaten der Söhne der Stadt in dem dentsch-französischen Kriege. Eine so wehrhafte Stadt war wohl geeignet, in früherer Zeit die Hauptstadt Hinterpommerns zu bilden. In der That hat Stargard auch den Rang einer solchen mehrere Jahrhunderte hindurch eingenommen. Ja, als am Anfange unseres Jahrhuu- derts Stettin in die Hände der Franzosen fiel, schlug die preußische
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