1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Oberflächenform und die Bewässerung. 17
dem Wasgenwalde im Südwesten ans.") Der Rheinlauf teilt dieses große
Gebiet in ein größeres östliches und ein kleineres westliches. Die Trias-
gebiete, welche übrigens auch sonst in Deutschland, besonders zwischen dem
Thüringer Walde und Harze und an der Weser, vorkommen, treten anderwärts
meist in Plateauform und terrassenförmig gegliedert auf, in Deutsch-
land jedoch selten ganz horizontal, vielmehr unregelmäßig aufgerichtet,
und dann häufig mit scharfen Kanten, besonders in der Nähe kristallinischer,
später emporgestiegener Gebirge, z. B. am Harze und Thüringer Walde. Der
Charakter der Trias ist einförmig, denn fanstwellige Höhen wechseln mit weiten
Flächen ab; in Terrassen von geringer Abgrenzung gehen sie ineinander über;
höhere Berge finden sich nur da, wo platonische Durchbrüche Basalt- oder
Granitmassen emporgehoben haben. Diese Einförmigkeit des Triasgebietes
wird durch die Gewässer anmutig unterbrochen. Die größeren Flüsse haben
in ihm tiefe Einschnitte gebildet, welche mit schroffen Thalwänden versehen
sind, oder sie fließen mit geringem Gefälle und vielfachen Wiudungen in breiter
Thalsohle dahin, so daß in beschränktem Rahmen viele liebliche Landschastsbil-
der entstehen, besonders im Neckar-, Main- und Saalethale. Von den größeren
Flüssen führen zahlreiche Seitenthäler in das Triasgebiet hinein, doch diese
enthalten meist wasserarme Flüßchen, deren nährende Feuchtigkeit in dem leicht
durchdriugbareu Gestein schnell versickert. Nach den Plateaurändern zu oft
steinig und dürr, hat die Trias doch auch recht fruchtbare Stellen, ist reich an
Laubwäldern, Obsthainen, ja an Rebenpflanznngen, enthält ergiebige Weizen-
und Gerstenfelder und erzeugt selbst auf unbebautem Boden eine reiche „Kalk-
flora". In dem ganzen Gebiete herrscht der Ackerbau sehr vor, welcher von
einer verhältnismäßig dichten, soliden und meist auch wohlhabenden Bevölke-
rang zahlreicher Dörfer und Landstädte betrieben wird.
1) Die schwäbische Trias beginnt in ziemlicher Höhe am Ostfnße des
Schwarzwaldes nahe den Donauquellen, umfaßt besonders das Neckargebiet und
zieht sich ostwärts bis über die Altmühl hinaus; außerdem bildet sie im
Westen des Schwarzwaldes den Rand der Rheinfläche zwischen Rastadt und
Heidelberg.
Der Neckar begleitet anfangs in ziemlich engem Thale mit nordöstlicher Rich-
tung den Jura bis zur Aufnahme der Fils; Thalweitungen finden sich hier bei
Rott weil und Tübingen. Bei letzterem Orte beginnt der Weinbau und zugleich
eine überaus freundliche Gegend. Hier verstecken sich die reichen Dörfer in aus-
gedehnten Obstpflanzungen, darüber ziehen sich hoch an den Berghängen empor
wohlgepflegte Weinpflanzungen, und Ort reiht sich an Ort. Von dem industrie-
reichen Eßlingen zieht sich flußabwärts eine Thalweitung bis Marbach, in deren
Mitte Kannstatt liegt, und von diesem nur eine Stunde entfernt das prächtige
Stuttgart. Hier sind Schlösser, Garten- und Parkanlagen dicht gesäet. Unterhalb
Marbach folgt ein enges Thal, dann nimmt der Fluß (bei der Enzmündung) eine
vollständig nördliche Richtung an, bei welcher er das Thalbecken des industriellen
Heilbronn durchwandert. Gegenüber dem Städtchen Wimpfen treten aus weniger
begünstigten Landstrichen rechts die Zuflüsse Kocher und Jagst in den Neckar, dann
durchbricht dieser von Neckarelz bis Heidelberg in engem, viel gewundenem Laufe
die Schichten des Buntsandsteins, aus denen hier auch granitische Massen emporsteigen.
*) Als Trias bezeichnet man die stets in gleicher Ordnung übereinander ge-
lagerten Schichten des Buntsandsteins, Muschelkalkes und Keupers, die sich
schon vor der Jura- und Kreidezeit aus Salzwasser abgesetzt und eine Menge Ver-
steinerungen eingeschlossen haben.
Das Deutsche Reich. 2