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1. Das Deutsche Reich - S. 50

1900 - Leipzig : Spamer
50 Fünftes Kapitel. Im ganzen zieht sich die Grenze aus der Gegend von Venloo ostwärts gegen Krefeld, Elbcrfeld-Barmen, dann etwas südwärts über Olpe zur mittleren Eder, von dieser nordostwärts über die untere Fulda (unterhalb Kassel), dann über die untere Werra hinweg und in derselben Richtung weiter mitten durch das Eichsfeld und den Harz zur oberen Bode (Schale), endlich weiter zur Saalemündung. In ihrem ferneren Verlaufe überschreitet sie die Elbe bei Wittenberg, erreicht die Spree bei Lübben, die Oder bei Fürstenberg und nähert sich südwärts von Birnbaum an der Warthe dem polnisch-deutschen Mischgebiele. § 3. Die oberdeutschen Stämme. Die Ober- oder Hochdeutschen scheiden sich in die vier Hauptstämme der Schwaben, der Bayern, der Franken und der Thüringer, von welchen die beiden letzteren vielfach auch als Mitteldeutsche bezeichnet werden. Das Gebiet der Schwaben liegt zwischen den Alpen, dem Wasgenwalde, dem Lech und der ostwestlichen Linie, welche den mittleren Neckar und den Rhein schneidet, um dann die Grenze des Elsaß und der Pfalz zu erreichen. Der südliche Teil dieses Stammes, welcher außerhalb des Deutschen Reichs (in der östlichen Schweiz und im südlichen Tirol ?c.) wohnt, bildet den Zweig der Burgunder; nördlich von denselben, in Elsaß und Baden (zwischen Wasgen- wald und Schwarzwald, sowie gegen Norden bis Rastadt), wohnt der Zweig der Alemannen. Der alemannische (oberrheinische) Dialekt tönt uns aus den Gedichten Hebels entgegen. Östlich von den Alemannen (im heutigen Württemberg) wohnen die eigentlichen Schwaben. Der alemannische Dialekt hat eine etwas rauhe Aussprache. Das ch wird immer tief aus der Kehle herausgesprochen und vertritt auch meist die Stelle des k, (für Karte — Charte, für Knecht — Chnecht). Der Konsonant g lautet immer wie k (für g'sund — k'sund). In sp und st wird immer ein ob gesprochen, nur dauu nicht, wenn zwischen s und t ein e ausgefallen ist, oder kein Konsonant un- mittelbar vorhergeht (für Schwesterlein — Schwesterli). Der Alemanne sagt Hns für Haus, schiut für scheint, bli für blieb, gi für gib, ischt für ist, hascht für hast. Das eigentliche Schwäbische ist etwas weniger rauh als das Alemannische, doch kommen auch in ihm stark aspirierte Laute vor. Das scharfe alemaunische ch fehlt, doch wird sp und st auch schp und seht gesprochen (ischt für ist, Gschspenst für Gespenst). Die Silben werden vokalisch verbreitert, wobei vor Zungenlauten regelmäßig das r fortfällt. (Aus Herz wird Heaz, aus Wirt — Wiath, aus Hirsch — Hiasch, aus Blumen — Blnama.) Dem Stamme der Schwaben ist eine träumerische, tiefsinnige Natur eigen, die sich im Dichten und Denken kund thnt. Der Stamm der Bayern hat seinen Wohnsitz von der Donan südwärts, und zwar vom Lech ostwärts bis zur Leitha. Außer dem eigentlichen Bayern kommen Österreich, Steiermark und Osttirol in Betracht. Als mundartliche Abarten treten das eigentliche Bayrische und das Österreichische hervor, an welche sich noch das Osttirolische schließt; das Oberpfälzische nähert sich fchon dem Fränkischen, während das Schlesische in der Sudeteugegend mit dem Bayrischen vielfach verwandt ist. Der eigentliche bayrische Dialekt, welcher hier nur in Betracht kommt, sindet sich in Altbayern und übertrifft den schwäbischen noch an breitem, näselndem Ausdruck; langsam und gepreßt treten die Laute hervor, wobei manche derselben verschluckt werden. Die Aussprache mancher Konsonanten, besonders der Zischlaute, entspricht dem Alemannischen, doch fehlt es auch nicht an mancherlei Unterschieden.
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