1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
116 Sechstes Kapitel.
Im Jahre 1852 begann der preußische Fiskus in Staßfnrt mit Abteufung
seiner ersten beiden Schächte, 1858 folgte der anhaltische Fiskus, Anfang der siebziger
Jahre Neustaßfurt und Donglaßhall bei Westeregeln, 1883 der Schacht bei Aschers-
leben nach und in letzter Zeit Ludwig Ii. bei Staßsurt.
Graphit wird, allerdings in minderwertiger Beschaffenheit, bei Passau
in Niederbayern gewonnen. Die Ausbeute betrug 1887 an 2960 Tonnen, doch
bietet dasselbe nur Material zur Herstellung von Schmelztiegeln, nicht auch
von Bleistiften. Die Hauptgrnben wertvollen Graphits finden sich am Saja-
nischen Gebirge (Sibirien) und ans Ceylon.
Aus der Alibertgrube im Sajanischen Gebirge beziehen die berühmten Faber-
schen Bleistiftfabrikanten ihren Graphit; die deutsche Ausbeute kann den letzteren
nichts nützen. Wie sehr übrigens die Passauer Gruben ihre Förderung in den
ersten achtziger Jahren steigerten, ergibt sich aus folgenden Zahlen. Ausbeute:
1881 1510, 1882 2161, 1883 2945, 1885 3359 Tonnen.
Schwefel wird in gediegenem Zustande in Deutschland nicht viel ge-
Wonnen, denn die verhältnismäßig geringe Produktion nnsres Vaterlandes ist
nur zum kleineren Teile gediegener Schwefel. Schweselablagernngen finden
sich namentlich in Oberschlesien. Schwefelkiese und Schwefelverbindnngen, aus
denen Schwefel gewonnen werden kann, sind sehr stark vertreten; im Jahre
1887 wurden hiervon 101136 Tonnen gefördert. Die deutsche Schwefel-
Produktion betrng 1887 an 2286 Tonnen.
1876 wurden nur 338, 1880 bereits 1541, 1884 an 4068 Tonnen gewonnen.
Zur Schwefelsäure (1887: 382893 Tonnen) werden in Deutschland jetzt jährlich über
200000 Tonnen Schwefelkiese verarbeitet (1887: 261744). — Das Hauptland für
gediegenen Schwefel ist Sizilien mit 300 Schwefelgruben, in denen 1880 3l2900
Tonnen Schwefel produziert wurden.
Von den sonstigen Mineralien sind namentlich mancherlei Steine und
Erden von hohem Werte und gelangen zur Ausbeutung wie auch zur Ver-
arbeitung und zum Export. Zahlreiche Marmor-, Stein- und Schieferbrüche
sowie die auf deren Bearbeitung gerichteten Gewerbe beschäftigten (nach der
Zählung vom 5. Juni 1882) 84 596 Menschen; die Gewinnung von Kies,
Sand, Kalk, Gips, Schwerspat und die Herstellung von Zement 19 471, die
Lehm- und Thongräberei 1804 Personen.
Marmor wird in der Provinz Schlesien (Kreis Strehlen), in der Rheinprovinz
(Kreis Kreuznach), in Westfalen (bei Mecklinghausen, Kreis Olpe), im Harze (bei
Rübeland) :c., Alabaster in den Gipslagern Thüringens, Serpentin, der zu
Tauf- und Grabsteinen benutzt wird, im Königreich Sachsen (bei Zöblitz), am Zobten
in Schlesien, Granit im Fichtelgebirge (bei Weißenstadt), Gips in Schlesien (bei
Leobschütz, Gleiwitz, Pleß ?e.), in der Provinz Sachsen (im Zechstein), in der Nähe
von Berlin (Sperenberg, Rüdersdorf), in Hannover (bei Lüneburg) zc.; Kalkstein
in den Gebirgen aller Landesteile, und besonders in Oberschlesien bei Oppeln und
Gogolin; Flußspat, ein Zuschlag in Schmelzöfen, wird in der Zechsteinformation
des Harzes (bei Stolberg), im Thüringer Walde, Schwarzwalde, Erzgebirge ?c.,
Schwerspat im Süden des Harzes (bei Niedersachswersen ze.), in den Regierungs
bezirken Kassel und Wiesbaden (Witzenhausen ?c.) gewonnen. Unter den Bausteinen
stehen die Sandsteine der Sächsischen Schweiz, des unteren Unstrutthales (Nebra),
des Solling, des Wesergebirges :c. ziemlich hoch; Mühlsteine gelangen am Rhein
(in der Lava bei Niedermendig und Mayen), im Quadersandstein Schlesiens und der
Provinz Sachsen, sowie im Kohlensandstein bei Ibbenbüren; Lithographieschiefer
von vorzüglichster Beschaffenheit im Jurazuge bei Solnhosen (an der Altmühl);
Dachschiefer im Devongebiete des niederrheinischen Gebirgssystems (an der Roer
bei Montjoie), an der Mosel (bei Müllenbach), im Lennegebirge (bei Olpe); im
Harz (bei Lautenthal), am Erzgebirge (bei Lößnitz:c.), namentlich aber im Thüringer