1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 133
Da das Zinnmetall in Deutschland nur in ganz geringer Menge ge-
Wonnen wird, so ist die Judustrie in demselben nicht allzu bedeutend.
Die Fabrikation von Zinnwaren sindet in Lüdenscheid (Westfalen), besonders
aber in Mittelfranken (Nürnberg, Fürth) statt. Verarbeitet wurden 1887: 6812
Tonnen; von dem angegebenen Betrage gelangte etwas über ein Sechstel zur
Aussuhr.
Die Industrie von wissenschaftlichen Instrumenten ist zu hoher Voll-
endnng gediehen; Hauptplatz für dieselbe ist München; auch andre Plätze, wie
Braunschweig, Berlin, Rathenow, verdienen eine rühmliche Erwähnung.
Im Jahre 1882 waren mit der Anfertigung von wissenschaftlichen Jnstru-
menten 4585 Hauptbetriebe mit 15073 Arbeitern beschäftigt, und zwar kamen auf
mathematische, physikalische und chemische Instrumente 2612, auf chirurgische Jnstru-
mente 1744, auf Telegraphen- und Telephonanlagen 140 Hauptbetriebe. 1887
wurden an wissenschaftlichen Instrumenten 700 Tonnen im Werte von 13990000
Mark ausgeführt.
§ 15. Industrie der Steine und Erden.
Auf die Industrie der Steine und Erden kommen nach der letzten Zäh-
lnng ruud 55 000 Hauptbetriebe mit eiuem Personal von 349196 Köpfen.
Der größte Teil hiervon kommt auf Preußen, von dem die Provinz Schlesien
und Rheinland obenan stehen; demnächst solgen Brandenburg und Sachsen;
auch Bayern, das Königreich Sachsen und Thüringen nehmen in dieser
Industrie eine hervorragende Stelle ein.
Stein-, Marmor- und Schieferbrüche sowie Betriebe sür
grobe und seiuere Marmor-, Stein- und Schieferwaren weisen
17 699 Betriebe (darunter 14918 Hauptbetriebe mit 72249 Köpfen) auf;
davon kommt fast die Hälfte auf Preußeu, diesem zuuächst stehen Bayern, das
Königreich Sachsen und das Herzogtum Sachseu-Meiningen. Für feinere
Steinwaren sind 1938 Haupt- und 121 Nebenbetriebe vorhanden, die erstereu
mit 7292 Köpfen.
Die Sandsteinbrüche an der Elbe (in der Sächsischen Schweiz), an der unteren
Unstrut (bei Nebra), finden eine weitgehende Ausbeutung und Versendung, ähnlich
ist dies bei den Sandsteinen der Wesergegend der Fall. Granite und Gneise kom-
men in der norddeutschen Tiefebene vielfach als erratische Blöcke vor und werden
häusig zu Denkmälern und Kunstwerken verarbeitet; besonders ist das letztere auch
mit den Graniten des Fichtelgebirges der Fall, welche unter anderm zu Weißen-
stadt zu allerhand gröberen Waren (Futtertrögen, Brunnenbecken jc.) verarbeitet
werden. Eine weitgehende Verwertung finden die Trachytbrüche des Siebengebirges,
die Marmorbrüche am llntersberg bei Reichenhall in Bayern. Marmorwaren ver-
schiedener Art werden zu Berchtesgaden in Bayern, zu Olpe in Westfalen, zu Rübe-
land im Harze :e. angefertigt. Die fogenannte Marmelfabrikation, d. i. die Ver-
fertignng von Kugeln aus Kalkstein, Kieseln, Jaspis und Glas, betreibt man in
Meiningen (Sonneberg) und in Koburg-Gotha. Der Reichtum an gutem Tafel-
schiefer, ein Vorzug des Franken- und des südöstlichen Thüringer Waldes, hat
auch hauptsächlich die Industrie von Schiefertafeln und Schiefergriffeln, die weithin
versendet werden, besonders in den thüringischen Staaten (zu Lehesten, Gräfenthal,
sonneberg) und im bayrischen Bezirk Oberfranken (Geroldsgrün), hervorgerufen,
während aus dem mittelrheinischen Schiefer an der Mosel (bei Müllenbach), ferner
im Lennegebirge (bei Olpe), im Harze (bei Lautenthal), im Erzgebirge (bei Lößnitz,
Affalter, Dittersdorf :e.) gute Dachschieferplatten geschnitten werden. Die lithogra-
phischen Schiefer von Solnhofen an der Altmühl im fränkischen Jura sind bereits
ruhmlichst erwähnt worden; die aus ihnen geschnittenen Platten gehen in alle Welt