1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Königreich Preußen. 247
Die Provinz gehört zu dem norddeutschen Tiefland; ihre größten
Erhebungen finden sich in den Höhenzügen, welche die Verbindung zwischen
dem schleichen Rücken und der Lünebnrger Heide bilden.
Im südöstlichen Teile der Provinz steigt der Lausitzer Höhenzug im Rücken-
berg bei Sorau 229, im südwestlichen Teile der Fläming im Hagelberge bei Belzig
201 m hoch; im Norden wird die Provinz durch den pommerschen und mecklen-
burgischen Landrücken berührt. Die Mitte der Provinz enthält eine anmutige Hügel-
landschaft mit lieblichen Seen in der Gegend der unteren Spree und mittleren Havel.
Die Bewäfseruugsverhältuisse müssen günstige genannt werden.
Die Provinz breitet sich in den Stromgebieten der Elbe und Oder aus; die
erstere berührt deren Nordwestgrenze, die letztere durchschneidet ihren östlichen
Teil in südnördlicher Richtung mit einer Strecke von 229 km. Die bedeu-
tendsten Gewässer der Provinz sind die Havel und die Spree.
Die Havel, welche von der mecklenburgischen Seenplatte kommt, gehört 311 km
weit der Provinz an und ist in derselben überall schiffbar. Die Spree ist gleich-
falls auf eine weite Strecke schiffbar und nimmt namentlich die gleichfalls schiffbare
Dahme auf. Auf der rechten Seite empfängt die Havel noch die schiffbaren Flüsse
Dosse und Rhin. Von den Odergewässern gehören links der nur flößbare Bob er,
die von Guben an schiffbare Görlitzer Neiße und die erst später schiffbare Ucker,
rechts die faule Obra und die Warthe mit der Netze, von welchen die letzteren
beiden bedeutende Wasserwege bilden, der Provinz an. In die Netze geht noch die
schiffbare Drage. Zu den schiffbaren Flüssen, in einer Länge von zusammen 1542 km,
kommen noch Kanäle in einer Länge von 268 km. Zu den letzteren gehören nament-
lich der Finow-, der Friedrich-Wilhelms-, der Ruppiner und der große Havelländische
Kanal. In großer Menge sind fischreiche Landseen vorhanden, welche häufig von
Flüssen durchströmt werden. Die bedeutendsten derselben sind der Schwilow-, der
Grimmnitz-, der Werbeliner-, der Ruppiner-, der Ucker-, der Müggel-, der Schar-
mützel-, der Schwieloch- und der Soldiner See.
Der Boden der Provinz gehört größtenteils dem Diluvium an, nur in
den Flußthäleru und in den niedrigeren Gebieten herrschen Alluvialbildungen vor.
Der Diluvialboden ist mit zahlreichen erratischen Blöcken bedeckt, und unter
ihm lagern als Tertiärformationen, namentlich im östlichen Teile der Provinz, nutz-
bare Braunkohlen. Von älteren Sekundärformationen findet sich in größerer Menge
Muschelkalk bei Rüdersdorf und Gips bei Sperenberg, von jüngerer Kreide bei
Potzlow (Kreis Templin). Das mächtige Kalklager bei Rüdersdorf ruht auf Bunt-
sandstein; unter dem Gips von Sperenberg ein gewaltiges Steinsalzlager. An Erzen
kommen nur Raseneisenstein und Alaunerde vor; die Flußniederungen enthalten
reiche Thonlager und die Luchgegenden des Havelgebietes Torflager in einer Aus-
dehnung von 3549 qkm.
Die Ertragsfähigkeit des Bodens ist nur sehr mäßig; reiner Sand-
boden und gemischter Sandboden herrschen vor; hierzu kommt uoch in bedeu-
tender Erstrecknng Moorboden, so daß sür reiueu Lehm- bez. Thonboden nur
ein verhältnismäßig geringer Teil verbleibt.
Von der Gesamtfläche kommen etwa auf reinen Sandboden 42,g, auf gemischten
Sand- und Lehmboden 35,5, auf reinen Lehm- bez. Thonboden 10,z, auf Moor-
boden 8„, auf Wasserflächen 3 Proz. Am ungünstigsten ist das Verhältnis im Bezirk
Frankfurt, wo im Durchschnitt auf reinen Sandboden 50 (in den Kreisen Krossen
und Lübben sogar 75 bez. 77) Proz. kommen, während der Bezirk Potsdam durch-
schnittlich nur 33 (im Kreise Niederbarnim 51,5) Proz. Sandboden enthält. Dafür
ist der Bezirk Potsdam um so reicher an Moorboden (im Kreise Westhavelland über
29, im Kreise Osthavelland über 38 Proz.). Der dem Ackerbau günstigste Boden
findet sich namentlich in der Uckermark, im Kreise Lebus, an den Abhängen des
Fläming, in den Kreisen Königsberg i./N., Soldin und Weststernberg. Am wert-
vollsten ist der Boden des Oderbruchs, der Uckermark, der Spreewald, die Elbgegend
im Westpriegnitzerkreise und der Warthebruch. — Die Provinz hat (abgesehen von