1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
270 Erstes Kapitel.
Am 1. Januar 1888 besaß Pommern 525 Segelschiffe mit 87 769 Tonnen
Gehalt und 95 Dampfer mit 26 789 Tonnen zur See; die Gesamtbemannung betrug
4374 Soiann. Dampfschiffahrtsverbindungen bestehen binnenwärts auf der Oder, see-
wärts^ von Stettin, sowie von Stralsund aus nach Malmoe-Kopenhagen und während
des Sommers von Stettin über Kopenhagen nach Stockholm, wie denn auch von
dieser Provinzialhauptstadt aus nach allen wichtigen Plätzen an der Ostsee und ein-
zelnen bedeutenden Seestädten in Norwegen, Holland und England ein entsprechender
Dampfschiffverkehr stattfindet. — Der Geldverkehr wird durch die Reichsbankhaupt-
stelle in Stettin, mehrere Reichsbank- und Reichsbanknebenstellen, die Stettiner Ver-
einsbank, die Stettiner Maklerbank und das Laudfchaftsiustitut für Pommern ver-
mittelt; das zuletzt erwähnte Institut hat seine Generaldirektion in Stettin und
Departementsdirektionen in Anklam, Stargard, Stolp und Treptow a. R. Hierzu
kommt eine größere Anzahl von städtischen und Kreissparkassen sowie von "Dar-
lehns-, Vorschuß- und Kreditvereinen. Außer sonstigen Versicherungsanstalten
finden sich in Stettin zwei, in Stralsund eine ständische Feuerversicheruuas-
gesellschaft.
Daß die Industrie verhältnismäßig zurücksteht, ist bereits beiläufig be-
merkt worden. Am bedeutendsten ist dieselbe verhältnismäßig in Stettin und
dessen Umgegend.
Im Vordergrunde der Industrie steht gegenwärtig der Schiffbau (die großen
Werften des „Vulkan" bei Stettin), dazu treten Eisengießerei und Maschinenbau,
Fabrikation von Portlandzement, Chemikalien und Zigarren (besonders in Stettin
und Umgegend); auch ist die Spiritusbrennern vielfach vertreten. 1882 kamen auf
Eisenverarbeitung 28640, auf Maschinenbau :e. 21530, auf die chemische Industrie
3875, auf Industrie der Steine und Erden 21974, auf Industrie der Holz- und
Schnitzstoffe 33315, auf Bekleidungsindustrie 78262 Berufszugehörige.
Einigermaßen rege ist die Fischerei, und zwar sowohl in der Ostsee
als auch auf den Strandseen, Flüssen und Strömen.
Leider beschränkt sich die Fischerei im wesentlichen auf Kleinbetrieb, durch
welchen Heringe, Dorsche, Schollen, Aale und allenfalls auch Lachse gefangen und
dann in geräuchertem, gesalzenem oder mariniertem Zustande vertrieben werden.
Auf die Fischerei kamen 1882 20613 Berufszugehörige, darunter 6328 Erwerbstätige.
Die Verkehrswege der Provinz sind namentlich in den letzten Jahr-
zehnten sehr vermehrt und verbessert worden. Namentlich sind die Schienen-
stränge allmählich derartig gestaltet worden, daß die Provinz von denselben in
der Länge und Quere durchzogen und infolgedessen alle irgendwie namhaften
Plätze miteinander sowie mit auswärtigen Hauptstädten verknüpft werden; die
Telegraphenverbindung hat eine ähnliche Ausbildung gewonnen.
Die Provinz besitzt augenblicklich etwa 3400 km an Kunststraßen. Die älteste
Eisenbahn ist die Berlin-Stettiner (seit dem 15. August 1843 eröffnet); von Stettin
aus geht ein Schienenstrang gegen Nordwesten nach Stralsund, ein andrer nordöst-
lich über Stargard, Köslin, Stolp, Lauenburg nach Danzig; ein Zweig der Stral-
sunder Bahn führt nach Swinemünde; Kolberg hat eine besondere Verbindung mit
Stettin und Neustettin; von der pommerschen Hauptbahn führen namentlich auch
Zweigbahnen nach der Küste (Rügenwalde, Stolpmünde). Die Gesamtlänge der
pommerschen Bahnen betrug 1887/88 1347,5 km, davon befanden sich unter Privat-
Verwaltung 154,, km.
Über die Provinzialverwaltung ist noch folgendes zu bemerken; In
Stettin, der Provinzialhauptstadt, haben ihren Sitz das Oberpräsidium, ver-
einigt mit der Regie"i>ng des Bezirks Stettin, die Provinzialsteuerdirektion, das
Provinzialschulkollegium und das Konsistorium für die evangelische Bevölkerung;
der Provinziallandtag mit dem Provinziallandesdirektor, das Generalkommando
des Ii. Armeekorps (zu welchem außer der Provinz auch der Bezirk Bromberg