1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Königreich Preußen. 281
1882 gab es im ganzen 165785 landwirtschaftliche Betriebe, wovon 140154
nur auf eignem Lande stattfanden; Landwirtschaft, Tierzucht und Gärtnerei hatten
zu gleicher Zeit 1063795 Zugehörige, worunter 392119 Erwerbsthätige. 1886 waren
gewidmet: dem Roggen 520927 ha (Ernteertrag 414101 Tonnen), dem Weizen
100394 ha (Ernteertrag 96008 Tonnen), der Gerste 90711 ha (Ernteertrag 77631
Tonnen), der Kartoffel 248776 ha (Ernteertrag 2044179 Tonnen), dem Hafer
138810 ha (Ernteertrag 115868 Tonnen), dem Wiesenheu 232280 ha (Ernteertrag
423604 Tonnen). Tabakspflanzer waren 1886/87 im ganzen 4743 vorhanden,
welche allerdings nur 79 ha bebauten und 126 Tonnen Blätter ernteten. Weinbau
findet sich bei Unruhstadt (Kreis Bomst) mit 162 ha, Hopfenbau in den Kreisen
Buk, Bomst, Meseritz und Neutomischl mit 2094 ha, Ölsaat wurde mit 5125, Flachs
mit 4440, Hans mit 58, Zuckerrüben mit 21124 ha angebaut (1883).
Im Januar 1883 ergab die Viehzählung für die Provinz 211291 Pferde,
625 723 Rinder, 1892336 Schafe, 469043 Schweine und 71353 Ziegen. Der Ge-
samtwert des Viehstandes betrug 223489000 Mark. In Pferden übersteigt die
Provinz den Staats- und Reichsdurchschnüt, noch mehr in Schafen, erreicht den-
selben jedoch nicht in Rindern, Schweinen und Ziegen.
Die Forsten, welche 20,2 Proz- der Gesamtfläche einnehmen, enthalten Haupt-
fächlich Kiefern, welchen auf besserem Boden Eichen, Hainbuchen und Birken ein-
gesprengt sind; die letzteren treten im Bezirke Posen auch in selbständigen Beständen
auf. Staatsforsten gab es 1883 164582 ha (28,2 Proz.), Gemeindesorsten 11631ha
(2 Proz.), Privatforften 403266 ha (69 Proz.).
Daß der Bergbau nicht bedeutend sein kann, ergibt sich bereits aus
früheren Angaben; auch die Industrie steht verhältnismäßig weit zurück.
Der Handel erstreckt sich im wesentlichen auf die eignen Erzeugnisse der
Landwirtschaft sowie auf den Zwischenhandel mit Erzeugnissen des russischen
Polens; doch hat dieser Durchgangsverkehr in den letzten Jahren mehr und
mehr nachgelassen (erschwerende Maßregeln Rußlands).
Nur einzelne Gruben fördern geringe Mengen von Braunkohlen (etwa 30000
Tonnen); die königliche Saline von Jnowrazlaw stellt aus einer 26 prozentigen Sole
30—35000 Tonnen Kochsalz her. Im Jahre 1882 gab es nur acht bergbauliche
Betriebe mit im ganzen 1547 Zugehörigen, wozu noch 138 Betriebe für Torfgräber«
mit 1582 Zugehörigen traten. Es findet sich etwas Eisenindustrie, nämlich 3497
meist kleine Betriebe (mit 21353 Zugehörigen), wozu für Maschinen- und Jnstru-
mentenbau noch 1945 (mit 10907 Zugehörigen) und für sonstige Metallverarbeitung
1882 151 Betriebe (mit 1063 Zugehörigen) kamen. Zahlreich findet sich die Industrie
der Steine und Erden (Ziegeleientu. dgl. 1279 mit 16101 Zugehörigen). Mühlen-
werke sind vielfach vorhanden, so Ölmühlen (161), Sägemühlen (84, davon über die
Hälfte mit Dampfbetrieb), besonders aber Mahlmühlen (außer 2500 Windmühlen
und mehr als 400 Wassermühlen über 100 Dampfmühlen). Außerdem findet sich
vereinzelt Textilindustrie (Flachs- und Wollspinnerei), Zigarren- und Tabaks-,
Stärke- und Zuckerfabrikation (1887/88 bestanden 15 Zuckerfabriken), in stärkerem
Maße Bierbrauerei (1887/88 im ganzen 162 Brauereien) und ganz besonders Brannt-
weinbrennerei (1887: 418 Brennereien; Herstellung von fast V2 Mill. hl Spiritus).—
Von Polen her gehen besonders Getreide (Weizen, Gerste, Roggen, Hafer), Hülsen-
srüchte, Klee-, Raps-, Rüb- und Leinsaat; Vieh (besonders Schweine), Knochen,
Hörner, Felle, Häute, Wolle, Haare, Borsten, Federn, Holz der verschiedensten
Art und Gerberlohe ein. — Der Eingang dieser Gegenstände erfolgt zum großen
Teile durch die Vermittelung des Bromberger Kanals; doch hat dieser Verkehr in
letzter Zeit nachgelassen. Es gingen durch nach der Netze 1873/75 je 1222 beladene,
155 unbeladene Schiffe, 71700 Tonnen Güter und 453800 Tonnen Floßholz; 1887
nur 587 beladene und 528 unbeladene Schiffe, 51700 Tonnen Güter und 400900
Tonnen Floßholz; nach der Weichsel zu 1873/75: 487 beladene und 924 unbeladene
Schiffe mit 21200 Tonnen Gütern; 1887: 494 beladene und 213 unbeladene Schiffe
mit 38900 Tonnen Gütern und 1000 Tonnen Fbßholz.
Für den Geldverkehr sorgen, abgesehen von einer Reichsbankhauptstelle
und deren Agenturen, noch mehrere größere oder^kleinere Geldinstitute, welche