1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Königreich Preußen. 297
13 m hoch (über dem Spiegel der Oder). Der Gesundheitszustand, besonders auf dem
linken Oderufer, nicht günstig. Die früheren Festungswerke (bis 1807) jetzt prächtige
Anlagen und Spaziergänge; Belvedere auf Liebigshöhe (früher Taschenbastion) mit
umfassender Rundsicht; die Ziegelbastion mit Aussicht auf die Oder; bei dieser der
Augustusplatz mit dem Siegesdeukmal. Unter den Plätzen der Altstadt sind zu er-
wähnen der Ring, auf welchem das Rathaus (aus dem 14. Jahrhundert; Schweid-
nitzerkeller) und die Denkmäler Friedrichs des Großen und Friedrich Wilhelms Iii.
stehen; dicht dabei der Blücherplatz mit dem Blücherdenkmal; ferner der Neumarkt
und der Paradeplatz, an dem das Stadttheater, das königliche Schloß, das Stände-
Haus und die Börse stehen. Von dem Ring führt die Schweidnitzer Straße (die
Hauptgeschäftsstraße) an dem Stadttheater und dem Gouvernementsgebäude vorüber
nach dem Tauenzienplatz (Denkmal Tauenziens, des Verteidigers von 1760); mehr
westlich liegt der Museumsplatz mit dem Museum. Im Norden der Altstadt, am
linken Oderufer, die Universität und das katholifche Matthiasgymnasium. Von hier
führt die Sandbrücke nach der Sandinsel (Sandkirche) und weiter rechts die Dom-
brücke zur fürstbischöflichen Residenz und zum St. Johannisdom (1148—1270 erbaut).
Andre katholische Kirchen sind die Kreuz- und die Michaeliskircheunter den acht
evangelischen Kirchen sind zu erwähnen die Elisabeth- und die Maria-Magdalenen-
kirche. Die Universität (1702 gestiftet und 1811 mit derjenigen von Frankfurt a./O.
vereinigt) hat eine große Bibliothek (über 360000 Bände), einen botanischen Garten
und eine Sternwarte. Außer dem erwähnten katholischen sind noch drei evangelische
und ein simultanes Gymnasium, zwei Realgymnasien, eine Oberrealschule, drei höhere
Bürgerschulen, ein Seminar für Philologen und eins für katholische Volksschullehrer,
ein jüdisch-theologisches Seminar, eine höhere Handelslehranstalt. eine Kunst- und
Baugewerkschule, eine Taubstummen-, Blinden- und Irrenanstalt, neun Waisenhäuser,
eiu Museum für schlesische Altertümer, ein Provinzialmuseum der bildenden Künste,
eine Stadtbibliothek von 200000 Bänden, mehrere öffentliche Bibliotheken, eine Ge-
mäldegalerie :e. vorhanden. Unter den milden Stiftungen find das Elisabeth-, das
Trinitatis- und Allerheiligenhospital zu erwähnen. Breslau ist der Mittelpunkt der
schleichen Industrie (Eisengießereien, Fabriken für landwirtschaftliche Maschinen,
Pumpwerke, Apparate für Wasser- und Gasleitungen, große Reparaturwerkstätten
der Eisenbahnen, Fabriken von Leder und Lederwaren, Pianofortes, Orgeln, Gold-
und Silberwaren, Strohhüten, Zigarren und Zigarretten, Eisenbahnwagen, Möbeln,
Parketten, Öl, Likören, sowie Dampfsägemühlen, Bierbrauereien :e.), zugleich auch
Hauptort des schleichen Handels (Speditionsgeschäft, Getreide, Wolle, Flachs, Stein-
kohlen, Wein, Kleesamen ?e.; nächst dem Berliner der bedeutendste Wollmarkt in
Deutschland; Märkte für Flachs, Leder, Maschinen, Honig. Pferde, Schlachtvieh und
Getreide). Reichsbankhanptstelle, städtische Bank, schlesische Landschaft, schlesische land-
schaftliche Bank, schlesische Bodenkreditaktienbank, schlefischer Bankverein, Vorschuß-
vereine. Sitz des Oberpräsidenten, des Konsistoriums, des katholischen Fürstbischofs,
der Proviuziallandschastsdirektion, der Provinzialsteuerdirektion, des Provinzial-
archivs, der Regierung, eines Oberlandesgerichts, eines Landgerichts nebst zwei Kam-
mern für Handelssachen und Schwurgericht, eines Oberbergamts, einer Oberpost-
direktion, des Landratsamtes für den Landkreis; außerdem ein Hauptsteueramt,
Forstinspektionen, Handelskammer, mehrere Eisenbahndirektionen; schlesische Feuer-
Versicherungsgesellschaft, schlefischer landwirtschaftlicher Zentralverein, schlesische Ge-
sellschaft für vaterländische Kultur, Verein für Geschichte und Altertümer Schlesiens.
Breslau entstand etwa 758, war schon um 1000 eiu wichtiger Ort, bald darauf Sitz
eines Bischofs und Hauptort eines Fürstentums. Die Reformation wurde 1523 ein-
geführt (Dr. Heß); 1741 wurde es preußisch; 1813 Mittelpunkt der patriotischen
Bewegung. Geburtsort des Theologen Schleiermacher (1768), des Malers Ad. Menzel
(1815) :e. — In der Umgegend Breslaus viel Gartenbau.
Im Landkreise Breslau, welcher die Stadt Breslau umgibt, zu beiden Seiten
der Oder liegt, ziemlich fruchtbar ist und eine überwiegend evangelische Bevölke-
rung (5/g) hat, liegen: Koberwitz, großes Dorf in fruchtbarer, welliger Gegend
(Zuckerfabrik) und Pöpelwitz, sehr großes Dorf (4000 evangelische Einwohner), mit
Gemüse- und Getreidebau; vielbesuchter Eichenwald.
Ganz im Nordwesten des Bezirks Breslau liegt der Kreis Guhrau; derselbe
ist wiesenreich, seine Bevölkerung weit überwiegend evangelisch. Darin: Guhrau,