1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Königreich Preußen. 409
hat außerordentlich viele Wiesen (13 Proz.) und Wälder (54,5 Proz.); die Einwohner
sind etoartgclifcj). Darin: Schmalkalden, Kreisstadt und Bahnstation in schönem Thale
an der Stille und Schmalkalde, 6714 Einwohner. Realprogymnasium, Bergrevier;
altes Augustinerkloster; die Wilhelmsburg mit Garten, altertümliche Häuser mit
Holzschnitzereien (Gasthof „Zur Krone" mit Erinnerung an den Schmalkaldischen
Bund, 1531; der „Schwan" mit Erinnerung an die Schmalkaldischen Artikel, 1537);
die ehemaligen Wälle bilden jetzt Promenaden. Wichtige Industrie in Eisen- und
Stahlwaren (Schmalkaldener Artikel: Bohrer, Zangen, Feilen, Messer, Scheren,
Ahlen je.), Maschinen. Spielwaren, Lichten, Leder ze. In der Nähe Eisengruben
und Eisenwerke, sowie ausgedehnte Waldungen. (Geburtsort von Wilhelm, dem Kom-
ponisten der „Wacht am Rhein.") Eisenwerke finden sich in Heindorf, Asbach,
Weidenbrunn, Floh, Seligenthal (Eisengrube), Klein-Schmalkalden (enges,
romantisches Felsenthal; hat auch Fabrikation von Korb- und Böttcherwaren, Blase-
bälgen, Spritzenschläuchen je.), Brotterode (Flecken im schönen Trnsenthale; außer
Eisen- und Stahlwaren auch Fabrikation von Drechslerwaren und Zigarren; klima-
tischer Kurort), Herges (auch Bergbau auf Eisen, Alabaster und Schwerspat),
Steinbach-Hallenberg (Flecken an der Schwarza, über 3000 Einwohner; auch
viele Schlosser und Schmiede; Ruine der Hallenburg). — Herrenbreitungen,
Dorf an der Mündung der Truse in die Werra, mit Schloß (ehemaliges Benedik-
tinerflofter). — Barchfeld, Flecken in kleiner Exklave an der Mündung der Schweina
in die Werra, schönes Schloß des Landgrafen von Hessen-Philippsthal-Barchseld.
Noch weiter vom Hauptgebiete entfernt liegt der Kreis Rinteln, zwischen hannö-
verschem, westfälischem und lippischem Lande, weit unterhalb an der Weser, Teile der
bewaldeten Bückeberge, des Süntels und Deisters, aber auch gutes Acker- und Garten-
land (49 Proz.) enthaltend; die Bevölkerung fast ganz evangelisch. Darin: Rinteln,
Kreisstadt und Bahnstation an der Weser, 4184 Einwohner. Früher Festung und
Universität (1612—1809); Gymnasium, Technikum, Landkrankenhaus. Fruchtbare
Thallandschaft, in der Nähe schöne Aussichtspunkte (Luhdener Klippen, Papenbrinck,
Papenburg, Schaumburg). — Oldendorf, Stadt und Bahnstation an der Weser,
1618 Einwohner. Zuckerfabrikation, Gerberei; alte Schlösser; Niederlage der Kaiser-
lichen (1633). — Das Dorf Fischbeck an der Weser; ehemaliges Benediktinerkloster
(jetzt adliges Fräuleinstift). — Obernkirchen, Stadt am Bückeberge, 2882 Ein-
wohner. Bergamt; ehemaliges Benediktinerklofter (815 gestiftet, jetzt evangelisches
Damenstift). In der Nähe am Bückeberge wichtige Steinkohlengruben (preußische und
schanmbnrg-lippische Verwaltung), bedeutende Sandsteinbrüche und große Glashütten.
— Rodenberg, Stadt zwischen Deister und Süntel, 1676 Einwohner. Altes Schloß
und Saline. — Groß-Nenndorf, besuchtes Bad mit schönen Parkanlagen (vier
starke Schwefelquellen, mit Schlammbädern und Salzquelle). — Sachsenhagen,
Städtchen an der Aue, mit Burgruine.
Regierungsbezirk Wiesbaden.
Wiesbaden, Bezirkshauptstadt, Stadtkreis und Bahnstation in prächtiger Lage
am Fuße des Taunus und am Salzbache, 55454 Einwohner (über Zweidrittel evan-
gelisch). Regierung, Land- und Schwurgericht, Konsistorium, Bergrevier, Eisenbahn-
betriebsamt, Forstinspektion, Landratsamt für den Landkreis; außer zwei evangelischen
eine katholische und eine englische Kirche, sowie eine griechische Kapelle; Gymnasium,
Realgymnasium, landwirtschaftliches Institut, chemisches Laboratorium (Fresenius);
Theater, Museum (Gemäldegalerie, Sammlung von Altertümern und Bibliothek von
70000 Bänden); Augenheilanstalt (von Pagenstecher), Heilanstalt sür Massage (Metzger),
Blindenanstalt, Rettungshaus, Militärbadeanstalt („König-Wilhelms-Heilanstalt").
Zwischen der Stadt und den Parkanlagen liegt die schöne Wilhelmsstraße; auf dem
Theaterplatze das Schillerdenkmal, auf dem Kranzplatze eine Hygieiagruppe, auf dem
Luisenplatze ein Obelisk (Denkmal für die Befreiungskriege). Fabrikation von Thon-
waren (feinen Ofen), Chemikalien, Metallkapseln, Zement, von Nähmaschinen :e.;
Bildhauerei und Holzschnitzerei, Eisengießerei; lithographische Anstalten, Bierbraue-
reien ?c. Lebhafter Handel (besonders Wein- und Buchhandel); Reichsbanknebenstelle,
mehrere Vorschußvereine, Handelskammer. Einer der besuchtesten Badeorte (etwa
70000 Badegäste, nur von Baden-Baden übertroffen); es sind 23 Kochsalzthermen