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1. Das Deutsche Reich - S. 483

1900 - Leipzig : Spamer
Das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eiscnach. 483 Für den Verkehr kommen die Flüsse nicht in Betracht (nur flößbar), dagegen sind die Kunststraßen und Eisenbahnen, das Post- und Telegraphen- Wesen gut entwickelt. Kunst straßen gibt es 1800 km, wovon über 1200 Kommunalstraßen sind; die Eisenbahnen haben (1888/89) eine Länge von 311 km, wovon 218 km Hauptbahnen. Besonders wichtig sind die Thüringische Bahn, die Linie Barneck-Zeitz-Gera-Eichicht, die Saale-Unstrntbahn, die Saalbahn, die Linien Eisenach-Lichtensels, Weimar-Gera und Gerstungen-Guntershausen. — Die Post- und Telegraphenverwaltung wird durch die Oberpostdirektion in Erfurt geführt. Das Großherzogtum ist ein konstitutioneller Staat (Verfassungsgesetz vom 5. Mai 1816, bez. 15. Oktober 1850). Alle drei Jahre tritt ein Landtag von 31 Abgeordneten zu Weimar zusammen. Das Staatsministerium hat vier Departements: 1) Finanzen, 2) großherzogliches Haus und Kultus, 3) Justiz, 4) Äußeres und Inneres. Das Steuerwesen ist der „Generalinspektion des thüringischen Zoll- und Handelsvereins" in Erfurt unterstellt. Dem Departe- ment des großherzoglichen Hauses und des Kultus unterstehen der evangelische Kirchenrat, die Landessynode, die Diözesanverwaltnng der evangelischen Kirchen und Volksschulen, die Jmmediatkommission für das katholische Kirchen- und Schulwesen, die Universität zu Jena, die höheren Schulen, die Schullehrer- seminare zu Weimar und Eisenach, die Hauptbibliothek (ca. 180 000 Bände), die Staatsarchive und Kunstsammlungen. Dem Departement des Äußeren und Inneren unterstehen unter anderm die Regieruugskommissare bei Eisenbahn- gesellschasten, die Behörden in Ablösungs- 2c. Angelegenheiten, das Landarmen-, Medizinal- und Gefängniswesen, die Gendarmerie, die Landeskreditkasse, das technische Schulwesen (Jndnstrie-, Ackerbau-, Baugewerkvschulen :c.). Unter dem Staatsministerium stehen Bezirksdirektoren zu Weimar, Apolda, Eisenach, Dermbach und Neustadt a. d. Orla, denen ein Bezirksausschuß beigegeben ist. In militärischer Hinsicht ist das Großherzogtnm dem Xi. Armeekorps zugeteilt. Der erste Verwaltungsbezirk (Weimar) liegt an der Ilm und hat viel Acker- und Gartenland (über 68 Proz.), dagegen keinen ausgedehnten Waldboden (18 Proz.). Darin: Weimar, Hauptstadt des Großherzogtnms und Bahnstation im anmutigen Thale der Ilm, 24404 Einwohner (1890). Landesregierung, Bezirksdirektion, Land- gericht. Unter den drei evangelischen Kirchen die Stadt- und St. Jakobikirche (außer- dem eine katholische und eine griechische); Gymnasium, Realgymnasium, Schullehrer- semiuar, Seminar für Kindergärtnerinnen, Sophienstist (höheres Mädcheninstitut), Kunstschule, Baugewerk-, Orchester- und Zeichenschule, Blinden- und Taubstummen- institut, mehrere Wohlthätigkeitsanstalten (Falksches Institut für verlassene und ver- wahrloste Kinder, allgemeine Waisenversorgungsanstalt), Arbeitshaus, Residenzschloß, Theater, Museum, bemerkenswertes Rathaus, Familienarchiv des Ernestinischen Hauses, Bibliothek, Palais der Herzogin Anna Amalie (gest. 1807, jetzt „Wittumspalais"); Denkmäler Karl Augusts, Goethe-Schillers, Herders und Wielauds. Die Stadt liegt in welliger Gegend am Fuße des Ettersberges; der ältere Stadtteil ist winklig und unregelmäßig, der neue hat schöne breite Straßen und stattliche Häuser. Parkanlagen an den Ufern der Ilm mit dem „römischen" und dem „Tempelherrenhause"; auch die in der Nähe gelegenen großherzoglichen Lustschlösser Belvedere, Tiefurt und Ettersburg find von Parkanlagen umgeben. Fruchtbare Flur, mehrfache Kalktuff- brüche. Fabrikation von Strohhüten, Spielkarten, eisernen Öfen, Geographisches, sowie Photolithographisches Institut, Gerbereien und Färbereien, Kunsttischlereien und -schlossereien, Schriftgießerei, Bildhauerei; Landesindustriekontor, Weimarische Bank, Borschuß-, Kreditverein, Allgemeine Deutsche Hagelversicheruugsgesellschaft „Union", Landesbaumschule (Marienhöhe am Ettersberg), lebhaste Märkte. Der Ruhm Weimars knüpft sich an die Regierungszeit des hochgebildeten und kunstsinnigen Großherzogs Karl August (starb 1828), welcher um sich die Dichterheroen Goethe, Schiller, Herder, 31*
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