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1. Das Deutsche Reich - S. 623

1900 - Leipzig : Spamer
Das Königreich Württemberg. 623 Rohzucker und 2049 Tonnen Melasse verarbeitet. — Der Entwickelung der Industrie steht der Mangel an Kohlen sehr im Wege. Im Bergbau wurden 1884/85; 10 491 Tonnen Roheisen, ferner 1888/89 auf drei Salzwerken und vier Salinen 186329 Tonnen Salz aller Art gewonnen. Gute Bausteine werden besonders am Schwarz- walde gebrochen (Sandsteine, Granit k.). Wichtig ist in der Metallbearbeitung die Herstellung von Messerschmiedewaren (besonders in Heilbronn, Stuttgart und Tutt- lingen), von Sensen und Blechwaren, von Gold- und Silberwaren (Gmünd, Heil- bronn), von Messing-, Bronze-, Neusilber- und Britanniawaren (Gmünd, Ulm); der Maschinenbau, die Fabrikation von Wagen und Eisenbahnmaterial (Stuttgart), von Pianosorten (Stuttgart), von Harmoniums (Ulm), von Uhren (im Schwarzwalde). Bedeutend sind ferner die Holzindustrie, namentlich die Möbelfabrikation (in dem Neckarkreise, besonders in Stuttgart und Umgegend), die Strohflechterei (im Schwarz- walde), die Lederfabrikation (in Calw, Stuttgart und Reutlingen), die Handschuh- und feinere Lederwarenfabrikation (in Stuttgart). In der Textilindustrie beschäftigte Württemberg gleichfalls eine erhebliche Anzahl von Personen, und zwar in der Ber- arbeitung von Seide 1520, von Schafwolle 3793, von Baumwolle 9773, von Flachs, Hanf und Inte 6641, von gemischten Geweben 1981 Personen; hervorragend sind besonders der Ncckarkreis (Eßlingen ?e.), der Donaukreis (in Jute). Spitzenklöppelei wird im Schwarzwalde, Färberei und Stoffdruckerei in Heidenheim betrieben; auch die Anfertigung von Posamentierwaren ist nicht unbedeutend. Kleider, Wäsche und Putz- waren werden in Stuttgart und Rottweil in bedeutenderem Umfange hergestellt, für Schokoladefabrikation ist Stuttgart ein Hauptplatz. Sehr erheblich ist ferner die Bierbrauerei; hergestellt wurden 1888/89: 3153500 hl und auf den Kopf der Be- völkerung kamen 156 1 jährlich (gegen 77 1 im Reiche). — Der Handel Württem- bergs beschäftigt sich mit Vertrieb von landwirtschaftlichen Produkten (Getreide, Wein, Obst, Rindern) und einzelnen Jndustrieartikelu. Es stehen ihm zwar keine erheb- lichen Wasserstraßen (der Neckar hat nur einen flachen Wasserweg), aber gute Laud- straßeu und ein ziemlich entwickeltes Eisenbahnnetz zur Verfügung. Trotzdem hindert die Binnenlage des Landes in hohem Maße einen erfolgreichen Eintritt in den Welthandel. Im Jahre 1888 gingen von Heilbronn 525 Schiffe mit 34500 Tonnen Güter und 144500 Tonnen Floßholz zu Thal, dagegen kamen 1256 beladene Schiffe mit 72500 Tonnen Güter zu Berg an. Im Jahre 1888/89 waren im ganzen 1461 hin Eisenbahnen vorhanden, welche fast ganz unter Staatsverwaltung standen. Zentralpunkt des Bahnverkehres sind Stuttgart und Ulm, welche auch eine hervor- ragende Stellung im Handel einnehmen. — An Bank- und Kreditanstalten für den landwirtschaftlichen, hypothekarischen, geschäftlichen und industriellen Betrieb sind fünf vorhanden, unter denen sich eine Zettelbank und ein Staatsinstitnt befindet. Das Post- und Telegraphenwesen wird vom Staate selbständig verwaltet. Württemberg ist eine konstitutionelle Monarchie. An der Spitze der Staatsverwaltung stehen die sechs königlichen Ministerien, nämlich: 1) der Justiz; 2) der auswärtigen Angelegenheiten (mit den beiden Generaldirektionen der Staatseisenbahnen, der Posten und Telegraphen); 3) des Innern (um- fassend das Bauweseu, die Ablösungskommission, das Oberbergamt, das Medi- zinalkollegium, die Zentralstelle für Gewerbe und Handel sowie für die Landwirtschaft); 4) des Kirchen- und Schulwesens (welchem das evangelische Konsistorium, der katholische Kirchenrat und die israelitische Oberkircheubehörde unterstellt sind); 5) des Krieges (mit dem Oberkriegsgericht) und 6) der Finanzen (mit der Oberfinanzkammer, welche in die Domänen-, die Forst- direktion und den Bergrat zerfällt und auch die Oberrechnungskammer, die Staatskasfenverwaltung, das Steuerkollegium und das statistische Landesamt ein- schließt). Der Abteilung für die Verkehrsanstalten ist ein „Beirat der Verkehrs- anstalten" (mit Vertretern des Handels, der Gewerbe und der Landwirtschaft) zur Seite gestellt. — Nach der Verfassung bestehen die Landstände Württem- bergs aus zwei Kammern, nämlich der „Kammer der Standesherren" (aus
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