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1895 -
Lüneburg
: Herold & Wahlstab
- Autor: Bube, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Lüneburg
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- 33 —
halb dies geschehen, deutet die Sage folgendermaßen. Am
Morgen des 30. Apr. 1372 war ein mit Korn beladener
Esel aus dem Kloster nach der Mühle getrieben worden.
Als nun Vetter Langohr gemessenen Schrittes wieder heim-
trabte, ward sein Führer mit Schrecken gewahr, daß die
lichte Lohe aus dem Dache des Klosters schlug. Ohne sich
um den Esel zu bekümmern, stürzte er ins Kloster, um zu
retten. Das Feuer aber griff so rasend um sich, daß der
Bau bald zusammenbrach. Als die allgemeine Verwirrung
sich gelegt hatte, dachte der Treiber wieder an seinen Esel.
Zu seinem Erstaunen fand er den Grauen, mit den Mehl-
sacken auf dem Rücken, ganz ruhig in der Klosterwiese weiden.
Seine Last lieferte den verarmten Nonnen das erste Brot,
dazu entnahmen sie aus dem Verhalten des Esels die Lehre:
„Wenn Gott uns verlassen wollte, hätte er uns nicht durch
den Esel feinen Segen gezeigt." Das Kloster ward nun
auf der Weide erbaut und zum ewigen Gedächtnis das Bild
des beladenen Esels in ein Fenster des Kreuzganges gemalt. —
Das Lüner Kloster ist mit hohen Mauern umgeben und ent-
hält außer den Gebäuden einen weiten Hofraum nebst Garten.
In das Kloster führt nur ein Eingang. Zu beiden Seiten
des überwölbten Kreuzganges ist eine Reihe von Zimmern,
unter denen der Speisesaal (Refektorium oder Remter) das
größte ist. Im oberen Stockwerk befinden sich die Zellen d. h.
kleine Wohnungen mit einem Bett und einem Fenster. Von den
Zellen aus führt ein langer Gang auf das Chor der an-
stoßenden Kirche. Das Kloster ist aus vier rechteckigen Ge-
bäuden so zusammengesetzt, daß sie einen quadratischen Kirch-
Hof umschließen. Ein Blick durch die mit wertvollen Glas-
Malereien versehenen Fenster erinnert überall an das Ende
des Irdischen. — Früher waren die Klöster Wohnsitze der
Frömmigkeit und des Fleißes. Viele unserer Blumen, Gewürz-
und Gemüsepflanzen, Getreidearten und Obstsorten wurden
in _ den Klostergärten gezogen; auch für den Fortbau der
Wissenschaft waren die Mönche thätig. Nach und nach aber
wurden die Klöster Stätten des Müssiggangs, der Schwelgerei
und Zuchtlosigkeit. (Vgl. S. 10.) Bei der Einführung der
Reformation ließ Herzog Ernst der Bekenner die Nonnenklöster
bestehen. Auch Kloster Lüne blieb, ist aber jetzt nur noch
W. Bube, Der Regierungsbezirk Lüneburg. 3