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1. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 12

1895 - Leipzig : Voigtländer
einst viel gepriesen worden. Im Phautafus" sind die alten Volksmrchen von der schnen Mageloue, vom getreuen Eckart, vom Rotkppchen und andere in geschickter Ein-kleidung erzhlt. Unter seinen kleineren Gedichten finden sich einige schne Lieder (Wohlauf, es ruft der Sonnenschein", Feldeinwrts flog ein Vgelein") und die Ballade: Strien schifft auf Meereswogen." Auch hat Tieck den Don Quixote" des Cervantes bersetzt. Bonden Brdern Schlegel hat der ltere, August Wilhelm (geb. 1767), eine meisterhafte bersetzung des Sh akefpeare geliefert, auch spanische, portugiesische und ita lienische Dichtungen geschmackvoll verdeutscht. Was er selbst gedichtet, ist nicht gerade durch bedeutenden Gehalt, stets aber durch reine, vortreffliche Form ausgezeichnet. Seine Romanze: Arion war der Tne Meister" wetteifert mit dem eben genannten Gedicht von Tieck um den Preis. Sein jngerer Bruder Friedrich Schlegel (geb. 1772) hat sich durch geschichtliche Forschung aus dem Gebiete der Poesie einen berhmten Namen erworben; die Zahl der von ihm gedichteten Lieder ist nicht erheblich. Den beiden Schlegel und Tieck in enger Freundschaft verbunden war der frhver-storbene Friedrich von Hardenberg (17721801), der sich den Dichternamen Novalis beilegte. Er feierte in dem unvollendet gebliebenen Roman Heinrich von Ofterdingen" die allherrfchende Macht der Poesie, sang Hymnen an die Nacht" in melodischer Prosa und dichtete eine Anzahl tief inniger geistlicher Lieder (Wenn alle untreu werden", Wenn ich ihn nur habe"). Jnger als die bisher genannten Romantiker sind Clemens Brentano (geb. 1778) und Ludwig Achim Von Arnim (geb. 1781), die in Des Knaben Wunderhorn" eine Sammlung alter deutscher Volkslieder herausgaben. Das Buch enthlt," wie Heine sagt, die holdseligsten Blten des deutschen Geistes; man fhlt in ihnen Den Herzschlag des deutschen Volkes." Brentanos Geschichte vom braven Kasperl und vom schnen Annerl" ist die erste und wohl auch eine der besten deutschen Dorfgeschichten. Mit Recht rhmt Freiligrath dem Verfasser nach: Der wt' es wohl, wie nied're Herzen schlagen"; denn so treu hat keiner wieder geschildert, was dem Seelenleben der kleinen Leute seine einfltige Gre giet". In seinen Mrchen" hat Brentano kstliche Erzhlungen hinterlassen vom Vater Rhein, von den Nixen und dem kristallenen Schlosse drunten in den grnen Wellen, Bilder voll schalkhafter Anmut, traumhaft lieblich wie die rheinischen Sommernchte". Sein Freund Arnim fand in der Mrchenwelt kein Gengen; er schrieb Novellen und Romane, die eine Flle von Phantasie zeigen, aber der klaren Ge-staltung und knstlerischen Abrundung entbehren. Seine Gattin, Brentanos Schwester Bettina Arnim (geb. 1785), hat in Goethes Briefwechsel mit einem Kinde" ihrer begeister-ten Verehrung des groen Dichters in phantasievoller Darstellung Ausdruck gegeben. Der Baron Friedrich de la Motte Fonau schilderte das kreuzsahrende Rittertum und die Fahrten altnordischer Recken in phantastischen Romanen, die jetzt vergessen sind. Frisch spricht uns auch heute noch sein liebliches Mrchen Undine" an. Von den Dichtungen des frhverstorbenen Ernst Schulze ist namentlich die Er. Zhlung Die bezauberte Rose" bekannt geblieben, die durch den sen Wohllaut ihrer seidenweichen Verse" an den alten Minnesang erinnert. In hellen Klngen, frisch wie der Vogel in den Zweigen, sang Joseph von Eichen-dorff (gest. 1857) die lieblichsten Lieder vom frhlichen Wandern durch Gebirg und Thal, vom trumerischen Zauber des Waldes, von der stillen, geisterhaften Mondnacht, von dem Abend, der rosige Flocken streut, von der heiligen Morgenfrhe, wo er auf der Berghhe
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