1887 -
Münster i.W.
: Schöningh
- Autor: Treuge, Julius, Hellinghaus, Otto
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
(Sameron: Markt zu Njangwe.
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2.
Markt }\i Njangwe.
P. L. Cameron.
Njangwe ist von den Händlern aus Sansibar gut gewählt zu einer
beständigen Niederlassung am Lualawa. Es besteht aus zwei Dörfern,
jedes auf einer Erhöhung über dem Flusse gelegen; dazwischen zieht sich
ein enges Thal hin, das von einem schlammigen Flüßchen bewässert wird
und vorzüglich guten Reisboden bietet.
Das rechte Ufer des Flusses, an dem Njangwe liegt, ist durch seine
hohe Lage vor Fieber geschützt; das linke aber ist niedrig und alljähr-
lich Überschwemmungen ausgesetzt, welche verwesende Stoffe und Stau-
Wasser zurücklassen. Einen pestilenzialischeren Ort kann man sich kaum
denken; aber trotzdem leben und gedeihen daselbst die Eingeborenen und
spüren von dem Miasma, wie es scheint, keine nachteilige Wirkung.
Alle vier Tage wurde in beiden Orten der Niederlassung großer
Markt abgehalten, den auch die Häuptlinge und Kanoesbesitzer der Um-
gegend besuchten; meine Hoffnung, Kanves zu beschaffen, um auf denselben
den Lualawa-Kongo bis zum Meere hinabzufahren, war daher groß.
Allein gleich auf dem ersten Markt, der nach meiner Ankunft statt-
fand, sah ich, daß Kauris *), Ziegen und Sklaven bei größeren Einkäufen
die einzig geltenden Zahlungsmittel waren, und da ich hiervon nichts be-
faß, konnte ich keinen Handel abschließen. An den Markttagen sah man
frühmorgens auf dem Flusse von allen Richtungen her Kanoes mit
Leuten kommen, die Töpferwaren, Palmöl, Fische, Federvieh, Mehl, Salz,
Kattun, Sklaven, kurz alle Erzeuguisfe des Landes auf den Markt
brachten.
Hatte man die von Menschen und Sachen überfüllten Kanoes ans
Land gezogen, so nahmen die Männer ihre 'Ruder über die Schultern
und schlenderten langsam nach dem Marktplatze, es den Weibern über-
lassend, die Waren dorthin zu bringen. Diese trugen sie auf dem Rücken
in großen Körben, welche an einem um den Hals geschlungenen Riemen
hingen, wie bei den schottischen Fischweibern.
Die Männer gingen müßig ans dem Marktplatze umher, es sei denn,
daß etwas Wichtiges, wie die Versteigerung eines Sklaven, ihre Aufmerk-
samkeit in Anspruch nahm.
1) (Cypraea rnoneta) weißliche Porzellanschnecken, die zum Schmücken dienen und
als Münze gelten.