1887 -
Münster i.W.
: Schöningh
- Autor: Treuge, Julius, Hellinghaus, Otto
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Stanley: Kampf mit Kannibalen auf dem oberen Kongo. 13
gewiß schon vorher manchen Wald gesehen, aber diese Waldscenen waren
eine Epoche in unserem Leben, deren wir wegen der bittereil Schmerzen,
die sie uns bereitet hat, immerdar gedenken werden. Die beständige Dunkel-
heit steigerte noch das traurige Elend unseres Lebens; dazu die alles be-
schmutzende Feuchtigkeit, die ungesunde, dampfende Atmosphäre und die
Einförmigkeit der Landschaftsbilder; nichts als das ewige Gewirr von
Zweigen und Laubwerk, diese hohen Stämme, welche aus einem zu lauter
Knoten verschlungenen Dickicht emporstiegen, durch welches wir, wie wilde
Tiere, uns auf Händen und Füßen durchzuwühlen und durchzuwinden
hatten.
4.
Kampf mit Kannibalen auf dem oberen Kongo.
H. M. Stanley.
Am Morgen des 29. Dezembers 1876 fuhren wir, von ein paar
Eingeborenen in einem kleinen Fischer-Kanoe begleitet, am linken Ufer
des Kongo entlang und kamen zu der Einmündung des Kasuku, eiues
Flusses mit schwärzlichem Wasser und an seiner Mündung gegen 100
Meter breit. Dieser gegenüber liegt auf dem Südende von Kaimba, einer
langen, waldbewachsenen und am rechten Stromufer, etwas oberhalb
des Zusammenflusses, belegenen Insel, das bedeutende Dorf Kisauga-
Sanga.
Unterhalb der Insel Kaimba und des Nachbarlandes nimmt der
Livingstone (Kougo) eine Breite von beinahe 1650 Meter an. Die Ufer-
gegenden sind sehr stark bevölkert; die Dörfer auf dem linken Ufer bilden
den Distrikt Luavala. Wir glaubten eine Weile, daß man uns würde
ruhig vorbeifahren lassen, aber bald ließen die großen hölzernen, ans
riesigen Bäumen ausgehöhlten Trommeln donnernd das Signal ertönen,
daß Fremde angekommen seien. Um jede Möglichkeit eines Friedens-
bruches zwischen uns zu erschweren, zogen wir uns bis zur Mitte des
Stromes zurück, legten dann unsere Ruder ruhig in die Boote und
ließen uns von der Strömung treiben. Aber von beiden Ufern fuhren
jetzt plötzlich die wilderregten Eingeborenen im Einverständnis auf uns
los. Sie trugen prunkende Federaufsätze auf ihren Köpfen und waren
mit breiten, schwarzen Holzschilden und laugen Speeren bewaffnet. Es
wurde unseren Dolmetschern, zwei jungen Leuten aus Ukusu (Kannibalen),
befohlen, das Wort „Sennenneh!" (Friede) auszurufen und den Dorf-
bewohnern zu sagen, daß wir Freunde wären.