1887 -
Münster i.W.
: Schöningh
- Autor: Treuge, Julius, Hellinghaus, Otto
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Güßfeldt: In Banana. 21
Auf einer sandigen, unfruchtbaren Landzunge, deren eine Seite in be-
deutlicher Weise vou deu atlantischen Fluten bespült wird, deren andere
gegen einen ruhigen und tiefen Altwasserarm <englifch„Ereek") des Kongo
abfüllt, erheben sich die weit ausgedehnten Wohnhäuser und Magaziue
des holländischen Handelsplatzes. Sie find aus Holz gebaut, eiu-
stöckig, mit sichtbarem Dachstuhl und Fensteröffnungen, die durch Holz-
läden verschlossen werden können; Dach und Wände sind außen weiß
getüncht und blenden das Auge iu der strahlenden Sonne, aber im
Innern ist es luftig und kühl. Ganz anders erscheinen die Wohnstätten
jener Hunderte von Schwarzen, die im Dienste des holländischen Hauses
stehen, und die sämtlich innerhalb des Etablissements untergebracht sind.
Die Hütten erheben sich in mehreren voneinander getrennten Gruppen,
durch diese Trennung schon äußerlich die Verschiedeue Herkunft der In-
fassen andeutend; man könnre sie mit vergrößerten Kartenhäusern ver-
gleichen. Aus den langen Schäften des Papyrus zusammengefügt, er-
heben sich die Wände etwa zu Mannshöhe; ein Dach aus Palmfedern
bedeckt sie; das einst saftige Grün des verwendeten Baumaterials ist
längst iu eiu düsteres Braun übergangen, und da die Hütten, entgegen
dem Branche in den Dörfern, dicht nebeneinander stehen, und weder
Strauch uoch Baum ihre nächste Umgebung ziert, so ist der Anblick
wenig erheiternd. Eine aufmerksame Betrachtung der verschiedenen
Schwarzen lehrt bald, daß die Arbeiterbevölkerung Bananas aus allen
Teilen Afrikas bunt zusammengewürfelt ist. In schneidenden Gegensatz
zu allen übrigen stellen sich die Krnneger; ihr herkulischer Körperbau,
ihr Gesichtsausdruck, ihre Sprache, ihre Sitten und insbesondere ihr
nationales Selbstbewußtsein zeichnet sie vor allem vor jener Klasse von
Negern ans, die man Krumanos nennt. Während die Krnneger sich meist
nur auf anderthalb Jahre engagieren lassen, und dafür bestimmte Be-
zahlnng erhalten, sind die Krumanos lebenslänglich gebunden, werden
gekleidet und genährt, haben aber andern Lohn nicht zu erwarten; sie
stammen meist aus Gegenden, die füdlich des Kongo liegen, verrichten
die niedrigsten Dienste, und anf ihren Gesichtern drückt sich häufig der
Stumpfsinn der unterdrückten Kaste aus. Neben diesen giebt es noch
freie Arbeiter, häufig sehr intelligente Leute, die das Handwerk von
Tischlern und Schiffszimmerern betreiben. Zu diesen liefert das nord-
westlich von Banana gelegene Kabinda das stärkste Kontingent. Ein
kleines Völkchen für sich bilden die sogenannten Mnleks. Das Wort
ist der Sprache der Eingeborenen entnommen. Es werden darunter die
schwarzen Jungen verstanden, von denen jeder Weiße sich einen zur per-
sönlichen Bedienung hält. Sie sind häufig von vornehmer Familie,
warten bei Tisch mit großer Geschicklichkeit auf und können, wenn sie
gut gezogen find, von großem Nutzen fein. Aber oft macht man mit