1887 -
Münster i.W.
: Schöningh
- Autor: Treuge, Julius, Hellinghaus, Otto
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Güßfeldt: In Banana. 23
Vorräte wandern zum Teil in die große Küche, teils werden sie verteilt,
wenn die Schwarzen ihre Rationen erhalten. Aber das, was hier ein-
gekauft ist, reicht bei weitem nicht aus, um die vielen Münder zu befrie-
digen, welche in Banana um Brot schreien. Für die Schwarzen läßt
man aus Süden her, aus Angola, Bengnela und Mossamedes getrocknete
Fische und das Mehl der Maniokwurzeln kommen; für die Weiber müssen
die Schiffe große Vorräte an Konserven aus Europa bringen.
Ein Gaug durch die Magazine verschaffte mir den besten Überblick
über die Produkte, welche auf dem Küstenstrich zwischen dem dritten und
achten Grad südlicher Breite von den Eingeborenen zum Verkauf gebracht
werden. Die Hauptrolle, wenigstens räumlich, spielt dabei das Palmöl,
das bereits gereinigt in großen Fässern aufgespeichert daliegt; dann
kommen die Kerne der Ölpalmeufrucht, von den Engländern Palmkernels,
von den Portugiesen sonderbarerweise Eoconotte genannt; sie liefern ein
feines, geschätztes Ol, ebenso wie die gleichfalls in großen Mengen vor-
handenen Erdnüsse. Weiterhin sieht man den übelriechenden, zu saust-
großen Bällen geformten Kautschuk, der hauptsächlich aus den nördlichen
Distrikten kommt, während die gewaltigen Stoßzähne der Elefanten meist
südlich vom Kongo die Küste erreichen. Gegen die aufgeführten Produkte
treten andere, wie die Orfeilleflechte, der Sesam und der bernsteinartige
Kopal an Umfang und Bedeutung sehr zurück. Der letztgenannte Artikel
konnte wahrscheinlich von Wichtigkeit werden, weil große Mengen davon
in der Nähe der Küste vorkommen, indessen setzt sich der Aberglaube der
Eingeborenen der Ausbeutung des geschätzten Erdharzes entgegen.
Die äußerste Spitze der sandigen Landzunge Bananas liegt unbenutzt
da; nur das Pulverhaus ist daselbst errichtet. Durch tiefen Sand wan-
derte ich dorthin und verschaffte mir einen freien Ausblick. Der Kongo
beherrscht alles; seine Ufer sind meilenweit voneinander entfernt, ein-
gebettet zwischen ihnen wälzt sich die gewaltige Wassermasse mit Wogen-
schlag und heftiger Strömung zum Meere, in diesem noch weithin er-
kennbar an den braunen Fluten —, nun ein Fluß ohne Ufer. Die
nächste Umgebung Bananas dagegen erscheint wenig bemerkenswert. Noch
fehlen der Landschaft die großartigen Waldbestände, welche für gewisse
Teile Westafrikas charakteristisch sind; und wo man Wald sieht, ist es
einförmiges Mangrovegebüfch. Am Strande finden sich einige kriechende
Gewächse, Strandbohnen und Konvolvulusarten, und auf einem der fan-
digen Höfe des holländischen Etablissements erhebt sich ein kleiner Hain
hübsch belaubter Bäume, die aus Amerika eingeführt find.