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1. Aus allen Erdteilen - S. 73

1887 - Münster i.W. : Schöningh
v. d. Decken: Wanderung durch die Stadt Sansibar. 73 aufziehen und anstatt der schwächlich erscheinenden grauen schöne, große, weiße, aus Maskat hierher gebrachte Reitesel benutzen. Alle tragen eine reich gestickte Maske vor dem Gesicht und einen Schleier auf dem Kopfe, und alle halten sich so unbeweglich, daß sie mehr bunten, ans den Rücken der Tiere befestigten Kleiderbündeln als lebenden Wesen glei- chen; doch ihre dnnkelen Augen, welche zwischen Maske und Schleier hervorblitzen, sind unablässig beschäftigt, das ringsum Vorgehende zu er- spähen. In dieses alltägliche Treiben mischen sich Bornehme des Landes, auf prachtvollen Rossen in der dem Araber eigentümliche» Reitart vor- übersprengend; auch dieser oder jener Msungn versucht, auf dem Rücken eines eigenen oder dem Marstalle Seid Madjids entlehnten Rosses seine Reiterkünste zu zeigen, um sich die unter diesem Himmelsstriche unum- gänglich nötige Bewegung zu verschaffen: kurz, die Nafimoja ist für San- sibar ein Korso, eine Alameda, ein Boulevard, ein Prater, ein Spazier- gang im ausgedehntesten Sinne des Wortes. Bei der Heimkehr klingt uns sonderbare Musik au. Dumpfe Trom- melschläge begleiten ein kreischendes Singen und Trillern: eine Ngoma wird gefeiert, eine Festlichkeit, welche ihren Namen von der nie fehlen- den großen Trommel (Ngoma) entlehnt hat. Nachdem wir uns durch das dichte Gedränge Weg gebahnt, sehen wir eine Schar von tanzenden Männern und Frauen vor uns, letztere anss beste geschmückt und bemalt, alle erhitzt und schweißtriefend in- folge der heftigen Bewegungen und Beugungen des Körpers. Vor einem anderen, nicht minder dichten Zuschauerkreise vergnügen sich buntgekleidete Suri-Araber mit Tanz und Waffenspiel. Inmitten des durch die Zuschauer gebildeten Platzes springen sie mit eigentüm- lichen Sätzen umher und lassen die dünnen Klingen ihrer Schwerter in der Lust erzittern, wählen sich einen Gegner und führen plötzlich mit scharfer Schneide einen Hieb nach deffen Beinen; aber zur rechten Zeit springt der Bedrohte hoch empor, und die gefährliche Klinge fegt den Boden. Unmittelbar darauf wird der Angegriffene zum Angreifer; das alte Spiel wiederholt sich und zwar ohne ersichtlichen Wechsel. Der- artige Schauspiele sieht man hier fast tagtäglich, insbesondere zur Zeit des Nordost-Monsnns, welcher die arabischen Seeleute aus dem Norden herbeiführt. Anfänglich ziehen den Europäer die Tänze und Waffen- fpiele auf das höchste an; da sie sich jedoch immer und immer gleich- mäßig wiederholen, geht man bald an ihnen vorüber, ohne sie zu be- achten. Übrigens werden diese Spiele nur als Vergnügungen des Pö- bels angesehen: der vornehme Araber hält es unter seiner Würde, auch nur einen Blick darauf zu werfen. Die Sonne sinkt hinter den Häusern hinab; wir wenden uns heim-
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