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1. Aus allen Erdteilen - S. 84

1887 - Münster i.W. : Schöningh
84 Afrika. sicher. Ganze Tage wateten wir bis zu den Hüften im Wasser, nur froh, wenn der Bodeu kein Thonboden war. Und solchen Weg mußten zarte Kinder, Mädchen im Alter oon 10—15 Jahren — die beliebteste Menschenware — wochenlang überwinden! An manchem Tage sand ich gegen Abend diese kleinen Wesen auf einer niedrigen Erhöhung, den Körper im Wasser oder Sumpfe, den Kops kanm nnterfcheidbar von der morastigen Umgebung, teilnahmlos und unbemerkt hingesunken, und nicht immer konnte ich sie vom Untergänge retten. Für mich wurde die Sache leichter, als wir den Schar? erreichten; denn der König hatte mir einen Boten mitgegeben, der von den Orts- Vorstehern meinen Transport zu Boot, den Schari abwärts, erzwingen sollte, und so fuhr ich von Maffala bis Bugoman den herrlichen Fluß hinab und kounte allmählich genesen. Hier traf ich unsere Karawane wieder. Nur eine kurze Entfernung trennte uns von Bornn, und wir waren ge- wissermaßen in Sicherheit. — Doch wie traurig sah es um die Sklaven aus! Mein einer königlicher Geleitsmann besaß von zehn noch sechs; der zweite hatte sechs besessen, und von den vier noch lebenden war einer erblindet. Mein marokkanischer Diener hatte sich auf drei geschwuugeu, von denen er eine alte Frau für einige Metzen Getreide verkauft hatte, und von denen ein anderer ebenfalls erblindet war. Ich hatte von vier einem mir befreundeten Scherif ans Mekka gehörenden, die ich in meinen Schutz genommen hatte, als ihr eigentlicher Führer krank zurückbleiben mußte, zwei verloren; ein kleines Mädchm war der Krankheit erlegen, ein Mann, durch Krankheit und Schwäche widerstandslos, von einer Hyäne angefressen worden und mußte in einem Bagirmi-Orte zurück- gelassen werden. Mit den übrigen gezwungenen Mitgliedern der Karawane stand es nicht besser: wir hatten ein gutes Drittel der Sklaveu eingebüßt, die meisten durch den Tod, weniger durch die Flucht. Nehmen wir dazu die während unseres Aufenthaltes im Lager schon Gestorbenen und die bei den Überfällen Erschlagenen, so erhellt uns daraus die Thatsache, daß mindestens ebenso viele bei den Sklavenjagden und auf den ersten Transporten zu Gruude gehen, als die großen innerafrikanischen Marktplätze erreichen. Und auch hier, wo sie in Natur und Menschen noch Anklänge an die Heimat finden, wird ihnen noch kein Friede gewährt. Sie gehen in die Hände arabischer oder berberischer Kaufleute über und werden von diesen nach kurzer Rast durch die eudlose Sahara, welche in ihrer grenzen- losen Öde einen trostlosen Kontrast mit ihrer fruchtbaren, Wasser- reichen, üppigen Heimat bildet und ihnen als Bild der eigenen, hofsnungs- losen Zukunft erscheint, gen Norden geschleppt. Wer noch jetzt, nachdem auf der Nordküste und in Ägypten Sklaverei und Sklavenhandel abge- schafft, unterdrückt oder doch erheblich abgeschwächt worden sind, in
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