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1. Aus allen Erdteilen - S. 137

1887 - Münster i.W. : Schöningh
Kayser: Die landschaftliche Schönheit Ägyptens. 1^7 Das ist majestätisch und furchtbar zugleich! Beleuchtet aber nun all- abendlich, wie ich es in den Februartagen des Jahres 1877 sah, die sinkende Sonne das ganze, weite Felsen- und Wasserchaos von Rosen- granit und Silberschaum, so daß diese Blöcke noch rosiger erscheinen, als die Natur sie geschaffen, dann glänzt es wie ein Meer von Purpur- wellen und Purpurbergen, und wo die Fels kuppen sich nahern, da winden sich, wie hastige, silberglänzende, zischende Schlangen, die Nilwasser tosend hindurch und hinab. Ja, wunderbare Schönheit und ergreisender Ernst paaren sich, um dies Kataraktenpanorama dem, der es einmal gesehen, unvergeßlich zu machen; hier redet der Schöpfer in seinem Werke zu- gleich von seiner Macht und Kraft und von seiner erhabenen Herrlich feit! — Und tritt man nun aus diesem Labyrinth von Felsen und Strömen nach Süden heraus, so liegt vor deu erstaunten Blicken, wie ein Idyll, das lieblichste Eiland: Philä, „das schönste Bild auf Gottes weiter Erde", wie Brngsch es nannte. Ans eigener Erfahrung und mit vollster Überzengtlng setzte ich den Satz hierher, daß der landschaftliche Reiz des Katarakts von Assnan und seiner Umgebung allem die lange Nilreise Herr- lich lohnt! Indessen — wie gesagt — alles das sind Ausnahmen: landschaft- liche Schönheit tritt in Ägypten nur hier und da. im ganzen selten auf', aber außerdem hat das ägyptische Nilthal seine besonderen, regelmäßigen Schönheiten und Reize. Einen unbeschreiblich schönen Eindruck macht allüberall der wunderbare Kontrast des üppigen Fruchtbodens zur an- grenzenden Wüste; au vielen Stelleu ist dieser Eindruck geradezu über- wültigeud. Wer die Cheops-Pyramide erstiegen, wird nie den Blick von dieser Höhe herab vergessen: auf der einen Seite das Nilthal in üppigem, herrlichem Grün von Baum und Flur, auf der anderen die libysche Wüste, farblos, grenzenlos, lautlos hingelagert; — dort schwellendes Leben, hier starrer Tod. „Es spricht es keine Zunge aus, es malt es kein Claude Lorraiu, wie diese Niederung von Licht und Äther, von Ruhe und Schweigen umschlossen ist." Dieser Kontrast aber ändert sich; Flur und Wüste wechseln die Rollen, wenn die Souueuscheibe zum Horizont hinabsinkt: matt und tot erscheint dann das eben noch lachende, frische Grün des Kulturbodens, während die untergehende Souue ihre ganze, nur in jenen südlichen Strichen mögliche Farbenglut der eben noch farblosen Wüste mitgeteilt zu haben scheint, die nun in allen Tönen vom zartesten Violett bis zum tiefsten Purpurrot leuchtet. Uud noch eine andere Schönheit weisen die Nilufer auf. Wie es einst ein großartiger Anblick gewesen sein muß, unmittelbar am Flusse die majestätischen, herrlichen Städte Memphis und das „hnndertthorige" Theben und andere sich erheben zu sehen, so geben jetzt ihre kolossalen, imponierenden und dabei überaus schönen Trümmer der Nillandschaft
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