1887 -
Münster i.W.
: Schöningh
- Autor: Treuge, Julius, Hellinghaus, Otto
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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bezeichnete. Besonders genau wurde die Lage der Häuser des Oberhaupt-
liugs Naneis und des Kriegshäuptlings Moschenik bezeichnet, damit jeder
Krieger genau wüßte, wo diese gefährlichsten beiden Feinde zu erreichen
wären. Bei Fortsetzung der Beratung gab jeder der Anwesenden seine
Ansicht darüber ab, wie viel Bewohner in jedem einzelnen Hanse von
Kayokaht vorhanden seien.
Zuletzt wurde vou Setta Canim folgender Kriegsplan entworfen:
Die 15 Kanoes der Klayoqnahts sollten das Centrum bilden, die 14 Ka-
noes der Muschlahts und Moahts sollten den rechten Flügel übernehmen,
und noch einige Kanoes der Klayoqnahts sollten im Verein mit den
Hesqniahts den linken Flügel herstellen. Diese ganze stattliche Macht
sollte nach Jndianerweise während der Nacht, wenn alles schlief, das Dorf
Kayokaht überfallen und alle Einwohner niedermetzeln. Außerdem war
bestimmt, daß sämtliche Häuser verbrannt werden sollten, zu welchem
Zwecke man harziges Holz mitgenommen hatte.
Nachdem der Feldzugsplan auf diese Weise festgesetzt worden war,'
machten sich die Bewohner von Moaht und Muschlaht daran, ihre letzten
Vorbereitungen eifrigst zu beendigen. Noch während desselben Tages
kam es zwischen zwei Häuptlingen der Klayoqnahts zu einem heftigen
Streite darüber, wer von beiden den gesürchteten Kayokaht-Häuptling
Moschenik angreifen sollte. Dieser Streit wäre fast zu Tätlichkeiten
ausgeartet, wenn nicht die alten und erfahrenen Krieger des Stammes
sich vermittelnd eingelegt hätten. Am Abend wurde wieder eiu Festmahl
eingenommen, und alsdann Boten an die Mannschaften der noch ausge-
bliebenen Kanoes gesandt mit der Nachricht, daß am nächsten Morgen
beim ersten Tagesanbruch die Weiterreise stattfinden würde. Noch vor
Sonnenaufgang fuhr der große Kriegszug bei herrlichem Wetter weiter.
Man paddelte (ruderte) unter dem Vortrag der Kriegsgesänge nach dem Takt
der vom Trommelschläger gerührten Trommel,längs der Küste nach Nord-
Westen. Die Muschlaht-Indianer, welche unter der Anführung ihres
riesengroßen und starken Häuptlings Nissend standen, beteiligten sich am
Zuge mit zwei Kolonnen, deren jede aus sieben Kanoes bestand.
Als man sich Esperanza Jnlet^) näherte, wurde Befehl gegeben, daß
die Fahrzeuge sich möglichst nahe am Ufer halten sollten, damit sie nicht
entdeckt würden. Man landete beim Dorfe Ehattefaht, und sämtliche
Krieger schwärzten ihre Gesichter aufs neue. Die nächste Nacht war zur
Ausführung des Überfalles bestimmt, und es gelang den vereinigten
Stämmen, in einer Bucht an der Insel zu landen, wo sich das Haupt-
dors der Kayokaht befindet. Bis Mitternacht hielt sich jedermann im
Kanoe, ohne den geringsten Laut von sich zu gebeu. Der Angriff wurde
dadurch erleichtert, daß während der Nacht kein Mondschein herrschte.
1) Jnlet = schmale Bucht.