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1. Aus allen Erdteilen - S. 229

1887 - Münster i.W. : Schöningh
v. Thielemann: Der Popocatepetl. 229 nachmittags zum Rancho hinunterschaffen. So leben sie sechs Stunden täglich auf dem Schnee und achtzehn Stunden im Bereiche der ersticken- den Schwefeldämpfe der Solfatareu oder des Schmelzhauses. Auch für uns machten diese das Nachtlager nicht gerade erquicklich. Dabei be- schränkt sich die Nahrung der Indianer aus zähes Maisbrod (tortillas) und Bohnen, und trotzdem ist ihr Aussehen frisch und kräftig. Ihr Tagelohn ist dagegen auch fo reichlich, daß sie einen großen Teil des Jahres in ihren Dörfern am Fuße des Berges leben können und sich nur einige Monate der schweren Arbeit zu widmen brauchen. Der gewonnene Schwefel wird hier oben durch einfaches Schmelzen auf einem sehr primitiven Herde von den anhaftenden Steinen und Schlacken gesäubert und dann in Blöcken von 12% Kilo Gewicht durch Maultiere iu das Thal geschafft, wo er einer nochmaligen Reinigung und weiteren Ver- arbeitung unterliegt. Der Aufbruch wurde für den nächsten Morgen auf 4 Uhr feftge- setzt, und nachdem wir noch die praktische Erfahrung gemacht hatten, daß auf 3750 Meter Höhe weder Fleisch noch Kartoffeln gar werden, wurde zeitig zur Ruhe gegangen. Es hielt allerdings etwas schwer, die Führer Zur festgesetzten Stunde in Marschbereitschaft zu bringen, allein um halb fünf konnte die Besteigung beginnen. Die ersten 500 Meter absoluter Höhe wurden zu Pferde auf einem Zickzackwege zurückgelegt; die feine vulkanische Asche, mit welcher die Wände des Kegels bedeckt sind, machte den Tieren das Steigen recht sauer, und als wir bei Sonnenaufgang das Ende des Reitweges bei einem auf Lavablöcken errichteten Kreuze erreichten, waren sie völlig erschöpft. Die Grenze des Baumwuchses hatten wir iu 3980 Meter Höhe hinter uns gelassen. Das Wetter war nicht ungünstig, die Luft frisch, der Berg völlig wolkenfrei, ebenso wie sein Nachbar Jztaecihnatl und der ferne Pie von Orizaba; in den Thälern wogten allerdings dicke, weiße Nebel. Als die Sonne stieg, war das Bild ein herrliches; der Dom des Popoeatepetl erglänzte über uns im blendenden Weiß, und gleich Inseln stiegen die beiden andern hohen Gipfel aus dem leuchtenden Wolkenmeere empor, eine Erscheinung, von der keiner sich einen Begriff machen kann, der die Wolken nur von unten ge- sehen hat. Nun begann die eigentliche Ersteigung. Zunächst war noch ein kurzes Aschenfeld zu passieren, und dann wurde die Schneewand be- treten, welche in gleichförmig steilem Anstieg von wenig unter 40 Grad zum Gipfel führt. Der Zustand des Schnees war günstig; nur wenig verglaste Stellen ließen den Eispickel vermissen, sonst genügte ein festes Einsetzen des be- nagelten Bergschnhes zum sicheren Tritt. Die beiden Führer und die be- gleitenden Indianer stiegen sicher und schnell auf ihren mit Lappen um- wundenen Sandalen, um fo mehr, als der Schnee vom Winde leicht gefurcht
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