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1. Aus allen Erdteilen - S. 230

1887 - Münster i.W. : Schöningh
230 Amerika. war und kleine Vorsprünge das Aufsetzen des Fußes erleichterten. Wo dies nicht der Fall, ist der benagelte Bergschuh bei weitem vorzuziehen. Mit Schleier und blauer Brille zum Schutze der Augen gegen das gefährliche Blenden des Schnees hatten wir uns wohlweislich versehen. Bis zum Kraterrande war der Anstieg ziemlich eintönig : trotz der beträchtlichen Steil- heit und ungeachtet wir seit Monaten keinen Berg betreten hatten, nahmen diese 940 Meter Höhenunterschied nur drei Stunden in Anspruch. Den Indianern schien es völlig gleichgültig zu sein, ob sie aus ebenem Boden oder an steilen Wänden gingen; sie bezeichneten die Entfernung stets nach dem geradlinigen Abstand und uicht uach der Höhe. Um 9 Uhr war der Kraterrand erreicht. Ganz unvermittelt und un- geahnt erschloß sich der Blick in den schauerlicheu Felsenkessel, dessen gelb- graue Wände uns gegenüber bis zu 620 Meter senkrecht aus der Tiefe emporstiegen. Der Anblick hat etwas überwältigend Grausiges, das keiu Bild und keine Beschreibung wiedergebe« kann. Der in der Tiefe aus deu Solfatareu aussteigende Dampf, die eigentümliche Mischung von Schwefelgelb und Aschgrau im Kessel, der blendend weiße Schnee aus den Rändern der Wände und der tiefblaue Himmel darüber vereinigen sich zu Lichteffekteu, welche man gesehen haben muß, um sie für möglich zu halten. Wir verweilten hier zunächst nur kurze Zeit, um alsbald zur Besteigung des Gipfels zu schreiten. Dieser befindet sich an der Südwestseite des Kraterrandes, dessen Neigung von Südwest nach Nord- ost eine ziemlich gleichförmige ist; der Höhenunterschied zwischen den gegenüberliegenden Punkten des Randes mag an 375 Meter betragen. Unsere Führer weigerten sich anfangs zwar weiterzugehen und schützten gefährliche Stellen und schlechte Beschaffenheit des Schnees vor; sie mußten aber nachgeben, da wir andernfalls ohne sie gegangen sein würden. Die Sache gestaltete sich nicht so schlimm; den Kraterrand entlang an- steigend, abwechselnd auf den Felsblöcken selbst und an den steilen Schnee- lehnen längs derselben klimmend, wurde in fünf Viertelstunden die Spitze er- reicht. Gefährliche Stellen hatten wir kaum zu passieren, doch war Schwindelfreiheit und ein ganz sicherer Tritt an manchen Orten erwünscht. Der Gipfel selbst besteht aus einer sanft gewölbten Schneefirst, deren höchste Stelle nur etwa 10 Meter vom Rande der senkrecht abfallenden Krater- wand entfernt ist. Die Meereshöhe der Spitze beträgt nach der neuesten trigonometrischen Messung 5391 Meter. Die Schneewände ringsum siud von den Sturmwinden in ein Schollenmeer zerwühlt worden, dessen Furchen eine Tiefe von 2 Meter erreichen. Abgesehen von einzelnen kurzen Windstößen, war es zur Zeit völlig still und so sonnig warm, daß wir volle drei Viertelstunden am Kraterrande sitzen und das groß- artige Schauspiel mit Muße bewundern konnten. Über dem Thale von Mexico lagerten freilich noch Wolken, aus denen nur der Pie von Toluca
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