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1. Aus allen Erdteilen - S. 397

1887 - Münster i.W. : Schöningh
Haeckel: Aus der Umgegend von Bombay. 397 15. 2us der Umgegend von Bombay. E. Haeckel. Am 14. November 1881 befand ich mich in Gesellschaft meiner Reise- geführten vom „Helios", der Frau Blascheck und des Grafen Hunyadi auf dem Begräbnisplatze der Parsis. Hoch oben auf dem Felsenrücken von Mala- bar-Hill, und zwar auf einem der höchsten und schönsten Punkte desselben, wo das prächtigste Panorama von Bombay (ähnlich dem von Neapel von der Höhe des Pofilippo) zu Füßen des staunenden Beschauers sich ausbreitet, besitzt die Parsi-Gemeiude einen herrlichen, mit hohen Palmen und blütenreichen Bäumen gezierten Garten. Auf diesem Friedhofe erheben sich die sechs Dakhmas oder „Türme des Schweigens" (Towers of silence). (Siehe die Abbildung auf S. 400.) Das sind weiße, cylindrische Türme von 10 bis 12 Meter Durchmesser und ungefähr ebenso vielhöhe. Einem Amphi- theater ähnlich ist das Innere derselben in drei konzentrische Ringe abgeteilt, welche durch radiale Scheidewände in zahlreiche offene Kammern geschieden werden. Jedekammer nimmt eineleiche auf, und zwar kommen in den inneren Kreis die Kinder, in den mittleren die Weiber, in den äußeren die Männer. Sobald die weißgekleideten Totenwärter die von den Angehörigen zum Friedhof geführte Leiche den letzteren abgenommen haben, bringen sie dieselbe unter Begleitung singender Priester in eine der offenen Grabkam- mern und entfernen sich. Alsbald erscheinen zahlreiche von den heiligen Vögeln des Ormuzd l), von den stattlichen braunen Geiern, die in dichten Gruppen auf den Kronen der benachbarten Palmyra-Palmeu sitzen. Sie stürzen sich auf die Leiche im Innern des offenen Turmes und haben in wenigen Augenblicken deren Fleisch verzehrt. Scharen von schwarzen Raben vertilgen die kleinen Überbleibsel ihres Mahles. Die übrigge- bliebenen Knochen werden später im Mittelraume des Turmes gesammelt. Ein Ausflug nach dem Palmenwalde von Mahim, den ich am 13. November in Gesellschaft von Blaschecks unternommen hatte, gehört zu meinen angenehmsten Erinnerungen an Bombay. Es war ein herrlicher Sonntagsmorgen — mein erster in Indien! — und ich werde seine mannigfaltigen Eindrücke nie vergessen. Man muß unter den Tropen vor der Sonne unterwegs sein, wenn man die volle Morgenfrische recht genießen will, und so trafen uns deuu die ersten Sonnenstrahlen dieses wunderschönen, wolkenlosen Sonntags bereits im leichten Wagen an, mitten unter den riesigen, alten Banianen, am nördlichen Fuße von Cumbala- Hill. Die indischen Hütten im Schutze dieser Feigenbäume, oft ganz zwischen deren Luftwurzeln versteckt und durch die daraus entstandenen 1) Der Gott des Lichtes in der persischen Religion.
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