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1. Aus allen Erdteilen - S. 415

1887 - Münster i.W. : Schöningh
Palgrave: Die arabische Wüste. 415 zogen, das nur hin und wieder durch das Geschrei eines Kamels unter- krochen wurde, das von seinem Reiter durch Schläge zu größerer Eile angetrieben wurde. Am 20. Juli, bald nach Mittag, brachen wir von Be'er Schekik auf. Den ganzen noch übrigen Tag und beinahe die ganze Nacht hin- durch reisten wir ohne Unterbrechung weiter; denn hier durften wir uns, mit Einschluß der Essenszeit, höchstens drei bis vier Stunden Ruhe ge- statten; konnten wir die andere Seite der Nesud nicht erreichen, bevor unser Wasservorrat zu Ende ging, so waren wir sicher verloren. Ja, während der letzten 24 Stunden machten wir in diesen Pässen, wie die Araber sie nennen, eine einzige Stunde Halt. Der 21. Juli, ein Montag, wurde uns entsetzlich lang, — immer dieselbe Arbeit, immer dieselbe Seene ohne alle Abwechselung; der lockere Sand läßt fast gar keine Ve- getation zu; selbst der Ghada, der, wie manche andere Euphorbien, weder Erde noch Feuchtigkeit zu bedürfen scheint, ist hier selten und verkümmert und gewährt weder Schatten, noch Futter für die Kamele. Zuweilen glaubt man etwas wie eine Spur zu entdecken, aber auf der sich ewig bewegenden Oberfläche ist längst schon jede Spur von denen verschwnn- den, die zuletzt hier gewandert sind. Am zweiten Tage, gegen Sonnenuntergang, kamen uns zwei einzel- stehende, pyramidenförmige Spitzen von schwarzem Granit zu Gesicht, die sich gerade vor uns aus den Sandwogen erhoben. Diese sind unter dem Namen „Aalam-es-Sa'ad", d. h. Zeichen des Glücks, bekauut, weil sie anzeigen, daß etwa ein Drittel der Entfernung von Be'er Schekik bis Dschebel Schomer (Schammar) zurückgelegt ist. Wie Inseln, oder vielmehr wie die Felsen im Meere vor der Mündung des Tajo, oder die Malediven in der Mitte des Indischen Oceans, ragen sie aus dem Sandmeer empor. Sie müssen ihre Wurzeln in dem Felsengrunde haben, über den dieses Sandlager ausgegossen ist, wie das Wasser des Meeres über dessen Bett. Das untere Lager ist hier offenbar Granit, anderswo ist es Basalt, zu- weilen auch Kalk. Die durchschnittliche Tiefe des Sandes schätze ich auf etwa 130 Meter, doch mag sie oft noch bedeutender sein, wenigstens habe ich Löcher gefunden, die, senkrecht gemessen, volle 190 Meter tief waren. Die dunkle Maffe der Aalam-es-Sa'ad immer vor uns, zogen wir vorwärts, bis wir gegen Mitternacht, soviel ich nach den Sternen be- urteilen konnte (unsere einzige Uhr, und unter diesem hellen Himmel wahrlich nicht die schlechteste), dicht unter den ungeheuren schwarzen Maffen vorbeikamen. Umsonst hatte ich mir Hoffnung gemacht, daß wir dort eine kleine Rast halten würden, wenn auch nur sür eine halbe Stunde. Ohne Aufenthalt ging es weiter, und erst als der Morgen- stern dicht unter deu Plejaden aufging, hieß es: Absteigen! Wir stürzten
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