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1. Aus allen Erdteilen - S. 435

1887 - Münster i.W. : Schöningh
v. Schweiger-Lerchenfeld: Smyrna^ 435 satte Auge das niedere Gestade jenseits des Hasens. Es sind die Ruinen eines Klosters, die zuerst auffallen, dann einzelne Bauten für den Schiffs- verkehr, dahinter, in großem Bogeu um deu Sipylos vorbeiziehend, ein zweiter Schienenweg, jener von Smyrna nach Mauissa (Magnetia) und Sart (Sardes), und an den Bergabhängen, gleich leuchtenden Blüten in einen bunten Teppich gewoben, die Villen und Landhäuschen, ein- zelne Ortschaften und Ruinen zwischen Gärten, in denen alle subtropischen Pflanzen ihre Vertreter haben. Besonders reizend liegt die Partie hinter Burnabat, dann das kleine Delta-Gebiet des Meles zwischen Kalkar- Buuar und der bekannten, von Malern vielsach dargestellten „Kam- wanen-Brücke". Wir dürfen aber über diese nebensächlichen Detail- bilder der weiten Umgebung nicht auf die Hauptsache, nämlich auf die Stadt selbst, einzugehen vergessen. Sie liegt unmittelbar zu unsern Fü- ßert, ja die Häuser des Türkenviertels scheinen zu uns heraufklettern zu wollen, so sehr ballen sie sich zu engen, dunstigen und beispiellos schmut- zigen Quartieren in der nächsten Nähe unseres Standpunktes zusammen. Schon ein Blick von hier oben vermag uns über die großen Bevöl- kerungsgrnppen der Stadt und ihre Stadtviertel eiue ziemlich genaue Orientierung zu verschaffen. Das bunte Chaos von baufälligen Holzhäusern mit den weitaus- ladenden Altanen in unserer Nachbarschaft, die gegen den Meles zu liegenden Friedhöfe mit den dnnkeln Cypreffeu und die stille Geschäfts- losigkeit in allen zu überblickenden Gassen, das kann nur das Türken- quartier sein. Und so ist es. Über die zahlreichen Moscheeen-Minarets (schlanke Türme) hinweg trifft unser Blick den nächsten größern, schär- ser hervortretenden Stadtkomplex, in welchem schon mehr Leben pul- siert, Frauen nicht mehr scheu und ängstlich hinter mit Holzgeflecht ver- fponnenen Fenstern in die stille Landschaft hinausbrüten und Kinder- weniger aufsichtslos in den Straßen und Hofen umherlungern. Es sind die Quartiere der Griechen, Armenier und Inden. Die eigentliche Puls- ader Smyrnas ist das „Frankenquartier". Eine einzige, scheinbar end- lose Gasse durchschneidet es der Länge nach. Mit ihr parallel zieht der Quai zum Teil wohlgcpflaftert, andernteils entweder bloßer Schuttweg oder martervolle Pflasterstraße von kopfgroßen Klanbfteinen und da- zwischen ebenso großen Löchern. An und aus diesem Quai nun entfaltet sich das eigentliche Leben Smyrnas, das Leben nach unsern modernen Kulturbegriffen nämlich, das wir nach der Meuge sashionabler^) Genüsse oder wenigstens nach dem Vorhandensein ihrer Repräsentanten taxieren. Das typische Wesen der eingeborenen Bevölkerung und die Kundgebungen ihrer originellen Lebensbeziehungen vermag man auch in Smyrna, wie 1) Vergl. Note 3, S. 438. — 2. Der feineren Sitle entsprechend, modisch. 28*
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