1898 -
Leipzig
: Lang
- Autor: Heßler, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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feit herrscht. Die Dörfer (Kraals) sind im allgemeinen nicht sehr
groß und bestehen oft nur aus 10 bis 15 Hütten, doch gibt es auch
solche von mehr als 100 Wohnungen. Die Zelte stehen dicht bei
einander im Kreise mit der Thüröffnung nach innen. In den von
den Hütten umschlossenen Raum wird nachts das Vieh getrieben.
Viehzucht und Jagd sind die Hauptbeschäftigungen der Nama. Der
regen Thätigkeit der Missionare ist es gelungen, viele seßhaft zu
machen und an Ackerbau zu gewöhnen; aber es hält sehr schwer, sie
zu ernster Arbeit zu erziehen, da sie anßerordeutlich faul, unverschämt
und frech sind. Außer den Nama besteht hier die Bevölkerung aus
Eingewanderten vou der Kapkolouie (sog. Orlam) und Bastards,
Mischlingen von Farbigen und Weißeu.
Die Nachbarn der Nama im Norden sind die Bergdamara
und Herero. Erstere bewohnten das ganze Damaraland, bevor die
Herero in dasselbe von Norden oder Osten her eindrangen; sie wurden
von diesen unterworfen und in die Berge und unwirtlichen Gegenden
zurückgedrängt. Sie leben meist von „Feldkost", d. h. von Früchten,
die ihnen die Natur ohue ihr Zuthuu liefert. Die Herero sind ein
geselliges und heiteres Volk, was schon aus ihrem Namen hervorgeht,
denn „Ovaherero", wie sie sich selbst nennen, bedeutet fröhliches
Volk. Sie sind ein kräftiger, ziemlich intelligenter Menschenschlag
von dunkler Farbe, führen ein Nomadenleben und sind infolge ihrer
Sparsamkeit sehr reich an Rindern, Schafen und Ziegen.
Nördlich von den Herero wohnen die Ovambo, kräftig, knochige,
aber meist häßliche Menschen. Sie sind thätig, arbeitsam, friedsam
und ehrlich und das erste ackerbautreibende Volk an der Westküste
Afrikas.
Ostwärts von den Hottentotten lebt im Norden der Kapkolonie,
in der Kalahariwüste und zerstreut zwischen den anderen Stämmen
das Volk der Buschmänner. Die Holländer nennen sie Bosjesmanns,
d. h. Strauchbewohuer, denn vereinzelt oder in kleinen Trupps schweifen
sie unstät durch Busch und Wald und vereinigen sich nur dann, wenn
sie sich gegen Feinde zu verteidige» habeu oder auf deu Raub von
Viehherden ausgehe». Sie erreichen nur eiue geringe Größe, haben
einen schlanken und mageren Körper, trockene, lederartige Haut, helle
Hautfarbe und verfilztes Haar. Die Buschmänner sind mutig, wild
und grausam. Die Tugend der Reinlichkeit ist bei ihnen nicht zu
Hause. Absichtlich beschmieren sie den Körper und legen sich in Sand
und Asche. „Dreck wärmt", sagte ein Buschmann, als man ihn auf
seine Schmutzkruste aufmerksam machte. Sie sind leidenschaftliche
Jäger; wo sie Wild finden, da ist ihre Heimat; ist alles verzehrt,
ziehen sie wieder sort. Da der Buschmann sehr häufig seine Wohnung
wechselt, baut er sich keine Hütten. Mit Höhlen und Felsenriffen