1896 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Leite, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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D. Afrika.
die Luftwurzeln, die sich von den Zweigen in den Schlamm hinab-
senken. Aus ihnen entwickeln sich neue Stämme. So bedecken sich
weite Sumpfstrecken mit Mangrove-Wäldern. Die Luft in diesen Küsten-
sümpfen ist gefährlich. Das Holz dient als Nutzholz und die Rinde
zum Gerben.
5. Avie die hinter diesen Küsten und weiter im Innern Afrikas
wohnenden Neger ihre Wohnungen bauen, lässt Bild 52 c deutlich er-
kennen. Die Grundform derselben ist vorherrschend rund, die Schilfdächer
sind spitz und kegelförmig („Kegelstil"). Der Eingang ist niedrig, das
Innere ist sehr schmutzig. Im Y. zeigt unser Bild zwei Fetische und
die Verehrung derselben. Der Fetischismus ist die Religion der Ein-
geborenen Afrikas. Fetische sind Götzen, welche bisweilen menschliche
Formen zeigen. Nach Ansicht der Neger sitzt in jedem sinnlich-wahr-
nehmbaren Gegenstand ein Geist. Daher kann jeder lebende und tote
Gegenstand zum Fetisch gemacht werden: ein Stein, Stück Holz, Baum,
Berg, Wald, Fluss, Fisch, Salz, Knochen u. s. w. Die Fetische eines
Orts oder Stammes werden in einem besonderen Fetischhause aufbewahrt.
Die Neger glauben fest, dass ihre Fetische „das Gute'- belohnen, die
„Missethäter" dagegen entdecken und strafen. Deshalb nahen sie den-
selben auch in grosser Ehrfurcht. Sie beten vor ihnen an und bringen
ihnen Palmöl, Palmkerne in flachen Schalen, ja Tiere und Menschen
als Opfer.
6. Nördlich von der Kapkolonie, in der Kalahari-Wüste, wohnen die
Buschmänner, d. h. Strauchbewohner. Bild 52f. Sie schweifen als
Jäger vereinzelt und in kleinen Trupps unstet durch Busch und Wald.
Sie erreichen nur eine geringe Grösse, haben einen schlanken, mageren
Körper, dürre Gliedmassen, eine lederartige Haut und verfilztes Haar.
Ihre Hütte ist klein und bienenkorbartig: biegsame Zweige werden in
die Erde gesteckt, oben zusammengebunden und mit Moos oder Fellen
bedeckt. Die Buschmänner nehmen auch mit Höhlen vorlieb. Ihre
Kleidung ist, wie die der Neger, sehr dürftig. Die Männer tragen einen
ledernen Lendengürtel, die Weiber ein dreieckiges Lendentuch.
f7. Bild 35 c versetzt uns nach Deutsch-Ostafrika, dieser grössten
wertvollsten Kolonie der Deutschen in Afrika. Das Hochgebirge
desselben ist der Kilima-Ndscharo. Seine höchsten Gipfel sind der
Kibo, d. h. der Helle, 6000 m hoch, und r. davon der etwas niedrigere
Mawensi, d. h. der Dunkle. Das ganze Gebirge hat etwa die Aus-
dehnung des Harzes. Es steigt unvermittelt aus der Ebene hervor. An
seinem Fuss herrscht die Glut des Äquators und tropisches Leben. Die
mittlere Höhe ist mit mächtigen Wäldern und Palmenhainen bedeckt.
Ausgedehnte Alm^n rufen die Erinnerung an unsere Alpen wach. Die
schneebedeckten Gipfel aber bestehen aus zerklüftetem, teils nacktem
Lavafels. „In Steilheit, Zerrissenheit und Zackenbildung hat der Mawensi
seinesgleichen nur in den Dolomiten." (Vergi. Bild 12g u. 25c!)
Zu Bild 35b u. 52e vergleiche die „Erläuternden Bemerkungen".
8. Bild 85b veranschaulicht einen ostafrikanischen Handelszug.