1886 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Gliederung der Küste. 7
vorpommersche es desto mehr. Die Menge der Land- und Seezungen, der
Bodden. Halbinseln und Inseln, der Meeresstraßen. Binnenseen und Haffe ent-
zieht sich der Beschreibung. Einen für die Schisfahrt wichtigen Punkt bildet
die Landmarke Barhöft. Zwischen ihr und dem Bock drängt sich ein wunder-
barliches Meeresgebild 45 km weit rückwärts ins Land, vier Seen bildend,
die durch enge Straßen miteinander verbunden, stellenweise vom Meer nur
durch Streifen Landes von wenigen Tausend Schritten Breite getrennt sind.
Nur Schiffe bis zu 2 m Tiefgang können sich in ihm bewegen und vielen von
ihnen ist es doch verhängnisvoll geworden.
Viel tiefer sind glücklicherweise das Prorer Wiek, der Bodden mit dem
Greisswalder dänischen Wiek, der Strelasund, die Rügen vom Festlande scheiden.
Rügen selbst ist überreich gegliedert. Dagegen sind Usedom und Wollin (7
und 4.5g geogr. ^Meilen), von denen der Süßwassersee des Stettiner Haffs
verschlossen wird, wenigstens nach außen, dem Meere zu, glattlinig begrenzt und
geben damit den Charakter der ganzen noch übrigen deutschen Ostseeküste an.
Das Haff (15 geogr. □ Meilen) mißt etwa 50 km in der Breite und schneidet
ungewöhnlich tief ins Land. Stettin selbst, eine Seestadt, liegt 75 km land-
einwärts, mitten im Binnenlande. Die Swine, ursprünglich der unbedeutendste
Arm der Haffmündungen, hat ihre jetzige Wichtigkeit dem Bau zweier kostbaren
Molen an ihrem Ausgange und den ungeheueren Baggerarbeiten zu danken,
die zur Herstellung einer sicheren Fahrstraße vorgenommen sind. Peene und
Divenow versanden immer mehr; die Swine wird von den größten Seeschiffen
befahren. Hier liegt denn auch die Spitze des flachen Winkels, dessen einen
Arm die von Arkona her südöstlich, dessen andern die bis zur Ostgrenze Pom-
merns ostnordöstlich streichende Küste bildet. Man nennt ihn die Pommersche
Bucht. Ihrem weiteren Verlaufe sind eigentümlich eine Menge Haffe im kleinen
und Strandseen mit süßem Wasser, die, im allgemeinen durch dünne Streifen
Landes von der See geschieden, nicht selten doch durch eine Lücke des Ufer-
walles oder eine Flußmündung mit ihr Verbindung haben. Zuweilen sind
auch, wie bei Leba, mehrere der Seen untereinander verkettet.
Erst bei Rixhöft, rund 300 km von Rügen und ganz nahe dem 55. Grade
nördlicher Breite, biegt das Ufer wieder südwärts, um eine neue Bucht, die
tief ausgerundete Danziger Bucht zu bilden. Daß ihr, eine Reuse in großem
Stil, die Landzunge Hela vorliegt, erklärt vielleicht, neben der Pflanzenfülle,
den außerordentlichen Reichtum an Fischen im Putziger Wiek. Ihr Haff wird
durch ein ähnliches Gebilde, die Frische Nehrung, gegen das Meer hin begrenzt.
Drei stolze Städte, Danzig, Elbing und Königsberg, umkränzen die große
Bucht, die mit der Bernsteinküste ihren Abschluß findet. Etwa 112 km liegt
Brüster Ort von Rixhöft. Und noch einmal, schon nach Norden gewendet und
schon jenseit des 55. Breitengrades, unternimmt es die deutsche Küste, ein
Haff zu bilden, und wirft in prächtigem Schwünge, kunstreicher gebildet als
alle andern, eine neue Nehrung, die Kurische, bis Memel empor. Hier aber
endet sie, die Ostseeküste des Deutschen Reichs, wieder rund 112 km von Brüster
Ort, bei Nimmersatt, dem nördlichsten Punkte Preußens.
Wir blicken zurück. 'Ein großer Reichtum an Bildungen ist an uns vor-
übergezogen. Im Zuge des Ganzen jedoch ist ein Gesetz erkennbar. Wo die
Küste, das Meer im Osten lassend, sich von Norden nach Süden streckt, da