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1. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 28

1886 - Leipzig : Spamer
28 Die schleswigsche Ostküste. Jeder Stein spricht hier historische Erinnerungen aus. Wie oft ist nicht um diese „Wehr der Dänen", „Schloß und Riegel" des Herzogtums Schleswig, gekämpft. Am Michaelistage 1253 stürmte ein holsteinisches Heer das Schloß, 70 Jahre später stand auf dem Hesteberg, ihm gegenüber, König Christophs stolze Wagenburg; 150 Schiffe erschienen auf der Schlei unter Christian Iv. und konnten es doch nicht nehmen. Im Anfange des 18. Jahrhunderts kam es an Dänemark. Seine Glanzzeit hat es gehabt, als Johann Adolf, Friedrich Iii. und Christian Albrecht regierten, deren wissenschaftliches Interesse die Bibliothek schuf und die Kunstkammer ins Leben rief, eine Art ethnographischen Museums, das in Deutschland nicht seinesgleichen fand. Es erregte, wie aller Zeitgenossen, so des Großen Kurfürsten, nachher noch Zar Peters I. gerechtestes Erstaunen. Die reiche Silberkammer, seit der Flucht der Herzöge, also an 100 Jahre hin- durch versteckt in einem geheimen Gewölbe und unauffindbar, wurde im ersten Viertel dieses Jahrhunderts in ganzer Vollständigkeit wiederentdeckt und schmückt nun Kopenhagen. Dahin sind auch die großen Wandgemälde von Jnrian Ovens aus dem Lusthause Amalienburg entführt. Dahin auch das Archiv, die Rüst- kammer, die Bibliothek. Dort sind die Gottorper Exemplare noch kenntlich an ihrem Einband von braunem Leder mit grünem Schnitt und an dem her- zoglichen Wappen. Eben dort bildet die Kunstkammer den Grundstock des ethnographischen Museums. Als einmal Blitzschlag die Orangerie beschädigt hatte, wurde sie zum Abbruch verkaust. Nichts that man für Gottorp, alles nahm man ihm. Der Rest der inneren Ausstattung ist 1853 auf einer Auktion verkauft. Nur der Garten, das Neuwerk mit seiner Kaskade, ist noch teilweise erhalten. Tief in den Wald hinein erstrecken sich Spuren der ehemaligen An- läge. Verwundert sragt man sich beim Anblick dieser Pracht, wie sie hierher kommt. Wenige ahnen, noch wenigere schätzen, was sonst an Resten des alten Glanzes vorhanden ist. Kahl und tot steht das gewaltige Gebäude da, dessen Front 130 vi, dessen Jnnenhof 50 und 20 in lang und breit ist, ungepflegt. Seine Säle verfeuchten. Ja, mehr als das. Unsre Schlösser, auch die edelsten, werden nicht nur nicht einer Restauration, nein, auch der Schonung nicht einmal wert gehalten. Augustenburg, der Stammsitz einer künftigen Kaiserin, ist Lehrerinnen- seminar; Schloß Gottorp, die Wiege der Beherrscher von halb Europa und halb Asien, Kavalleriekaserne. Arbeiten wir uns durch den Lärm und Schmutz, wie er nun einmal von einem mit massenhafter Mannschaft überfüllten Gebäude nicht fernzuhalten ist, hindurch, so finden wir jene Reste der alten Innenausstattung, die in unsern Tagen unter den Kunstverständigen so großes Aufsehen machten. Der große runde Turm an der Nordwestecke enthält im ersten Stockwerk einen Raum mit schön gegliedertem, aus acht Stichkappen zusammengesetztem Gewölbe und hängendem Schlußstein. Aus diesem Turmgemach tritt man in einen Korridor, den gleichfalls ein Gewölbe von imposanten Dimensionen, ein Tonnengewölbe überspannt. Schon hier bemerkt man die reiche Stuckdekoration, die sich in den drei anschließenden gewaltigen Kreuzgewölben in solcher Fülle und so üppig entwickelt, wie nach dem Urteil unsres ersten Kenners der deutschen Renaissance sonst nirgends in Deutschland. Sie bewegt sich in den eleganten Formen guten Stils. Diese Flachornamente, Rosetten, Muscheln, Masken und ähnliche Bil- düngen sind von schönster Wirkung und das Ganze macht in seinen mächtigen
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