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1. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 38

1886 - Leipzig : Spamer
38 Die schleswigsche Ostküste. Batterie ihm Segel und Tauwerk. Um fünfeinhalb Uhr abends streicht es endlich die Flagge und bald senkt sich auch an der Gaffel der „Gefion" der Danebrog, Man rettet jetzt mit humanstem Eifer so schnell wie möglich die Mannschaften der Schiffe ans Land. Preußer vor allen zeichnet sich hier wieder aus. Es droht Gefahr. Da — ein Zittern, ein Krachen, eine furchtbare Feuersäule, eine Wolke von Trümmern und Rauch, in der auch Preußer sein Grab gefunden. Das stolze Linienschiff war in die Luft geflogen. In der Zeit, als wir Schleswig-Holsteiner nnsre Landesfarben ver- bergen mußten, unser Nationallied nicht singen dursten, und am allerwenigsten fagen, daß wir Deutsche seien, bewahrte man Splitter und Flaggenfetzen vom „Christian Viii." wie ein Heiligtum auf; in den Häusern traf man hier und da Abbildungen des Kampfes. Und wenn man dergleichen Dinge zeigte — ob echt oder unecht, ich weiß es nicht — so kündeten sie laut, daß wir von nnserm Joche erlöst zu werden wert, und uns zu lösen auch fähig seien. Am linken Ufer der Schlei, unmittelbar vor Schleswigs Thoren beginnend, liegt aber der Edelstein unter den östlichen Gauen Schleswigs: Angeln, in der Geschichte zuerst genannt gelegentlich einer welthistorisch gewordenen That seiner früheren Bewohner, der Eroberung Englands. Unverkennbar sind heute noch in dem der Heimat treugebliebenen Reste der angelsächsischen Bevölkerung die Zeichen der Stammesverwandtschaft mit den fächfischen Be- standteilen der englischen Nation. Zwar die Sprache, das alte Angelsächsisch, ist wie dort, auch hier erloschen. Eine weitgehende Vermischung namentlich wohl mit dänischen Elementen, die dann zu jenen bekannten Danisiernngs- versuchen der fünfziger Jahre, mit denen Angeln vor andern Landschaften ge- plagt war, erwünschten Anlaß gab, und anderseits der stille aber nnwider- stehliche Einfluß der großen, die deutschen Stämme zur Einheit verbindenden Kultursprache haben es bis auf vereinzelte Wortreste aufgelöst. Eine Sprach- probe, die indessen auf Reinheit keinen Anspruch hat, ist der noch im Volke vorhandene Vers: „Wi härr Agger o Green, „Wir haben Äcker und Wiesen, Wi härr Präst v Deen, Wir haben Prediger und Küster, Wi härr Thing o Rett — Wir haben Thing und Recht — Wa will wi bett?" Was wollen wir mehr?" Er zeigt, daß es den seßhaften Überbleibseln des einst zur Auswanderung so bereiten Volksstammes im alten Lande dauernd wohl war. Aber schon das Äußere, das ganze Auftreten und Benehmen der Leute, diese eigentümliche Verbindung von Selbstbewußtsein und sachlicher Tüchtigkeit, von Vorsicht, von oft genug wohlberechneter Zurückhaltung mit Freimut, dies sich leicht äußernde und sich so häufig einstellende Gefühl des Behagens, das hellblaue Auge, die hohe Stirn, die ungezwungene Art das Leben anzufassen, deuten auf diese Verwandtschaft hin. Wenn Oberst Monro, 1627 mit einer schottischen Truppenabteilung dem König von Dänemark zu Hilfe gesandt, das Land sah und sich dahin ausspricht, unsre Adligen lebten wie der hohe, und die bäuerlichen Besitzer wie der niedere Adel Englands, so will er zwar zunächst damit den Wohlstand des Landes preisen, aber man sieht, wie nahe der Vergleich lag. Vor allem aber äußert sich diese ursprüngliche Verwandtschaft in der ungemeinen Freude und dem Eifer, der unsre Angeliter beseelt zum landwirtschaftlichen Betriebe, insbesondere zur
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