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1. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 89

1886 - Leipzig : Spamer
Klaus Groth. 89 über einen wiedergefundenen Liebling. Ich erkannte sie sogleich. Ich würde laut geweint haben, hätte ich nicht zufällig an einen ähnlichen Vorfall gedacht, welchen Rousseau in seinen Confessions erzählt. Es kam mir wie eine Nachahmung vor und ich zwang deshalb meine Thränen. Die Blume war eine Orchis, Grymnadenia odoratissima. — Ich suchte die Pflanzen nicht als fremde Dinge. Sie waren mir eigentlich alle bekannt. Die Physiognomie des Moores, der Heide, des Wiesengrüns wurde durch sie bestimmt und gestaltet. Wo das Woll- gras wuchs, die Wasserkolben, die graue Cineraria, dahin wagte sich nur vor- sichtig der Fuß, um das Nest einer Grasmücke zu suchen. Die wohlriechenden Kräuter der trockenen Heideflächen hatten mich oft in der Mittagshitze nmdnftet. Klaus Groth (geb. 24. April 1819). Was hatte nicht meinezunge geschmeckt: den weichlichengeschmack des Lindenbastes, wenn wir Flöten machten, den Zuckerstoff in den Kniegelenken der Gräser, die bittere Rinde der Ahlkirsche. Jetzt wanderte ich mit meinem Buche wie an der Hand eines Freundes, der mir alle alten Bekannten wieder zeigte, nach Art und Charakter beschrieb, und sie hielten still und sie sträubten sich nicht und waren unverändert, ungealtert." Wer erkennt hier nicht den Dichter, den Lyriker, dem seine Heimat noch einmal zum Lied werden wird! Ihm selber aber erscheint all dies Wissen und Arbeiten als Selbstzweck, ein unbestimmter Drang treibt ihn vorwärts, er sieht nicht, wohin es ihn führen wird. — Es ist für Klaus Groth ein unermeßlicher Gewinn, daß er nicht in frühen, unreifen Jahren schon ins Dichten kam. Eine völlig ausgereiste Frucht fiel
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