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1. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 178

1886 - Leipzig : Spamer
178 Die Mulde und ihre Ränder. Der Bau begann 1345 nach den Entwürfen und unter der Oberleitung des Hosbaurats Demmler, des genialen Schülers von Schinkel. Das Schloß bildet ein unregelmäßiges Sechseck mit vier wiukelrechteu und zwei in schräger Richtung laufenden Seiten. Auf der östlichen Seite ist die Schloßkirche nach einem vorhandenen älteren Projekt aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges hergestellt mit einem neu angebauten Chor aus Sandstein. An die Kirche schließt sich rechtwinkelig und im Ziegelbaustil ausgeführt das „Lange Haus", dem Schweriner See gegenüber, eins der ältesten Teile des Gebäudes, das schon Johann Albrecht mit den damals aufkommenden Reliefs aus gebranntem Thon verziert hatte, überdies verbunden mit dem hoch emporragenden Hauptturm. Hieran schließt sich im stumpfen Winkel das „Nene Haus" des Herzogs Johann Albrecht, an welches sich wieder in stumpfem Winkel der dem Schloßgarten zugewendete Neubau anschließt. Jede Ecke des Schlosses ist mit einem Turm markiert, von denen vier in gleicher Höhe und Gestalt, niedriger als der Hauptturm, auf der der Stadt zugekehrten Seite sich befinden. Als Ersatz für den Donjon, den Mittel- und Hauptturm des Schlosses von Chambord, war über dem Mittelbau der Stadt gegenüber ein durchbrochener Turm projektiert. Dieser Plan wurde aufgegeben, nachdem Demmler die obere Leitung niedergelegt hatte, die darauf dem Ober- baurat Stüler in Berlin übertragen ward, und an die Stelle des projektierten Turmes wurde eine byzantinische Kuppel mit glänzender Vergoldung gesetzt. Was die Ausführung der Details, die innere Einrichtung und Ausstattung des Schlosses und die Raumverteilung, die Wohnlichkeit und Verbindung der Wohnungsabteilungen, die Dekoration derselben wie auch besonders der präch- tigen Säle anbetrifft, so würde es zu weit führen, diese zu schildern. Es sei nur angemerkt, daß der großartige Schloßbau, der bis in das Jahr 1858 dauerte und eine bedeutende Anzahl von einheimischen und auswärtigen Künst- lern beschäftigte, für alle Bangewerke und die damit in Verbindung stehenden Metiers nicht nur in Schwerin selbst, sondern im ganzen Lande eine nicht hoch genug anzuschlagende Schule der Kunst und des Geschmacks gewesen ist. In dieser Beziehung kann Mecklenburg daher, auch wenn das Schloß sich weniger wohnlich erwiesen haben sollte als beabsichtigt wurde, mit der Ausgabe von gegen 25 Millionen Mark, die es gekostet haben soll, nicht unzufrieden fein. Mecklenburg war in jenen Jahren ein reiches Land; der Seehandel blühte und mit ihm stieg der Wert des Ackerbodens; die Verpachtung der Domanialgüter brachte Preise, die bald auf das Doppelte, ja Dreifache der früheren Pacht- preise stiegen. Im Jahre 1848 schon, wo eine Anzahl der Domänen mit Einwilligung des damals tagenden, die neue Verfassung beratenden Abgeord- netenhauses als sogenannte Hausgüter ausgesondert wurden, wurde deren Er- trag allein auf jährlich über eine Million Thaler berechnet. Wir hatten also Geld „wie Heu". Auf den Schloßbau folgten daher andre mehr oder weniger großartige Bauten, nicht bloß in Schwerin, welche die mit dem Schloßbau er- öffnete Schule der Baukunst fortsetzten. Als solche sind zu nennen in Schwerin das neue am Pfaffenteich belegene Gymnasium, welchem andre Schulbauten, wie z. B. das in Güstrow errichtete neue Domschulgebäude, vorausgingen, andre, wie das neue Schweriner Realschulhaus, folgten; ferner die auf großherzog- liche oder doch partiell landesherrliche Kosten vorgenommenen Restaurationen
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