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1. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 359

1886 - Leipzig : Spamer
Die Schlacht bei Tannenberg, 359 in stundenlangem blutigen Ringen die Kraft des ritterlichen Ordensheeres fast erschöpft war. konnte es dem Angriff der kriegsgeübten deutschen und böhmischen Söldner auf polnischer Seite, die sich bisher klüglich vom Kampfe fern gehalten hatten, nicht widerstehen. (Die Sage berichtet, daß ein böhmischer Söldner- führer Methodius von Trautenau vor Beginn der Schlacht dem Hochmeister seine Schar von 800 Lanzen angeboten habe, von diesem aber, der den Böhmen nicht traute, mit dem schnöden Worte: „er brauche keinen verräterischen Judas" zurückgewiesen sei. Dieser besonders habe den geeigneten Zeitpunkt abgepaßt, für den erhaltenen Schimpf vollgültige Rache zu nehmen.) Das Glück der Schlacht wandte sich völlig; auch die schon weichenden Scharen gelang es Witowd wieder zu sammeln und zum erneuten Angriff zu bringen, so daß alle Anstrengungen des heldenmütigen Hochmeisters vergeblich waren: er fiel, bald darauf sank das Hauptbanner des Ordens mit dem Bilde der heiligen Jungfrau, und nun zer- streute sich der Rest des Heeres in wilder Flucht. Als in der Wage des Geschickes die Schale des Ordens zu sinken begann, wagte frevelhafter Verrat in seinem eignen Schöße sein heimtückisches Wesen zu treiben; denn, wie der Chronist berichtet, „etliche böse Wichte, Ritter und Knechte des Landes Kulm, unter- drückten die kulmischen Banner und auch andre Banner." — Furchtbar war die Niederlage des Ordens; 40 000 von dem Ordensheere waren gefallen, darunter fast alle Großgebietiger und Komture, und 600 andre Ritter- brüder. Wohl deckten auch 60 000 von dem Polenheere die Walstatt, als deutlicher Beweis, daß das ritterliche Schwert im blutigen Kampfe nicht ge- feiert hatte, aber bei der gewaltigen Übermacht des Königs schien der Orden doch rettungslos verloren. Von einer Kapelle, die zum Andenken an die Schlacht an der Stelle, wo der Hochmeister gefallen, errichtet wurde, sind nur Ruinen vorhanden. Allgemein war Mutlosigkeit und Verzagtheit selbst unter den Glie- dern des Ordens, viele flüchteten aus dem Lande, nur bemüht, möglichst viel Schätze aus den unverteidigten Ordenshäusern zusammenzuraffen; wie sollte da von den Unterthanen mutiger und opferfreudiger Widerstand erwartet werden? Als daher Jagiel am vierten Tage nach der Schlacht aufbrach, öffneten ihm überall Städte und Burgen ohne Widerstand ihre Thore, und man eilte von weither herbei, um dem neuen Herrn seine Huldigungen darzubringen. Da erstand in einem großen Manne dem Orden ein Retter. Der Komtur von Schwetz, Heinrich Renß von Plauen, dem vom Hochmeister der Schutz Pom- merellens anvertraut war, erkannte, sobald er von der Niederlage bei Tannen- berg Nachricht erhalten hatte, mit richtigem Blick, daß alles daraus ankäme, die stolze Marienburg, die Hauptfeste des Landes, Stütze und Symbol der Ordens- Herrschaft, zu halten. Mit allem, was er an wehrhafter Mannschaft zusammen- raffen konnte, eilte er zu ihrem Schutze herbei, versah sie, soweit es sich in der Eile thuu ließ, mit Proviant und Kriegsgerät, zog die wehrhaften Bürger der Stadt an sich und gebot ihnen, Weib, Kind und ihre beste Habe in das Schloß zu flüchten und, da die Besatzung nicht ausreichte, auch diese zu schützen, die Stadt in Asche zu legen, damit sie nicht dem Feinde zum Stützpunkt diene. Sein Beispiel ermutigte auch andre, die teils gleichfalls zum Schutze der Burg herbeieilten — so. wie die Chronik berichtet. 400 „Schiffskinder" (Matrosen) aus Danzig — teils die ihnen anvertrauten Burgen wahrten und dem Könige
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