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1. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 497

1886 - Leipzig : Spamer
M Die Kurische Nehrung. 497 hölzernen Häuser abgebrochen und meist an andern Stellen wieder aufgebaut wurden, besonders ihre Kirchhöfe, die mit ihren verwitterten Grabkreuzen, den vielfach verstreuten Schädeln und andern Knochenüberresten ein trostloses Bild der Vergänglichkeit und Verlassenheit darbieten. Dabei hat sich z. B. das Sonder- bare ereignet, daß das Neu-Pilkoppen genannte Dorf verlassen und verschüttet und wieder an der Stelle von Alt-Pilkoppen aufgebaut wurde, die durch die weiterrückende Düne wieder bloßgelegt wurde. Bei starkem Winde wird der Sand wie in der Wüste oft zu dichten Wolken aufgewühlt, besonders aber bei östlichen Winden, da diese die steile Ostseite in sast senkrechter Richtung treffen und daher größere Sandmassen losreißen und gewaltsam über den Kamm herübertreiben, so daß der Aufenthalt auf der Düne zu solchen Zeiten höchst gefährlich ist. Bei der stets sich ändernden Gestalt der Dünen müssen gerade wie bei den schneebedeckten Bergen der Schweiz oft solche Änderungen des Gleich- gewichts entstehen, daß beträchtliche Schichten des losen Sandes sich von der Hauptmasse trennen und als Sandlawinen herabstürzen. Durch eine solche von einem Berge bei Kunzen herabgleitende Lawine sind einmal vierzehn vom Jahr- markte in Memel heimkehrende Wanderer begraben. Namentlich während der Herbst- und Winterstürme hört man bisweilen die Dünen „sich rollen", d. h. Sandlawinen mit donnerähnlichem Krachen niederstürzen, daß die Fenster in den sturmumtobten Häusern klirrend erzittern. Andre Gefahren bringen solche Stellen mit sich, wo eine starke Quellung in geringer Tiefe unter der Ober- fläche sich hinzieht. Hier bildet sich der sogenannte Triebsand, in den Mann und Roß allmählich, aber unaufhaltsam immer tiefer einsinken und meist rettuugs- los verloren sind. Das ist um so gefährlicher, weil dergleichen Stellen bisweilen da neu entstehen, wo bis dahin der Weg sicher war. Nachdem man die verwüstende Gewalt des Sandes recht erkannt hatte, ist die Regierung natürlich bemüht gewesen, ihr Einhalt zu thun, man hat die bewegliche Düne zu befestigen versucht. Aber das ist unendlich schwer und kostbar. Gewisse Grasarten, namentlich das Sandrohr (Axundo arenaria) wachsen auch in dem fliegenden Seesand, senken ihre Wnrzeln teils tief abwärts, teils weiter- kriechend bis zu beträchtlichen Entfernungen, da sie überall nur wenig Feuchtig- keit und Nahrung finden und sie daher aus weitem Umkreise suchen müssen. Diese Eigenschaft kommt fast allen Sandpflanzen zu, wie z. B. den ver- schiedenen Arten von Beifuß (Artemisia), deren Wurzeln dicht an der Ober- fläche weithin wie die Beine einer riesigen Spinne sich strahlenförmig ver- breiten. Dem weiteren Vorrücken des windgewehten Sandes wird dadurch zwar nicht völlig Einhalt gethan, aber doch das Weiterrücken der Düne wesent- lich erschwert. Dann siedeln sich auf der Oberfläche der Düne nach und nach auch andre Pflänzchen an, namentlich Flechten, wie die Renntierflechte (Cladonia rangiferina), die freilich meist in kleinen rundlichen Rasenstückchen nur lose auf dem Sande liegen, aber, nachdem sie verwittert, andern größeren Pflanzen die Möglichkeit des Wachstums gewähren, so daß nach und nach eine, wenn auch äußerst dünne Humusschicht sich bilden kann. Als wirklich verfestigt ist die Düne allerdings erst zu betrachten, wenn sie wieder mit Wald bestanden ist, und zu neuen Anpflanzungen sind die Kiefer und einige Arten von Weiden am geeignetsten. Doch können auch diese nur Deutsches Land und Volk. Xi. 32
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