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1. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 22

1880 - Leipzig : Spamer
22 Der Bodensee und seine Ufer. Im Jahre 14 v. Chr. erscheint dieses wilde Gebirgsvolk aufs Neue im Kampfe mit den Römern, und zwar in Verbindung mit den nördlich an sie anschließenden Vindeliciern. v Beide Völker machten nun gemeinschaftlich Einfälle, theils südlich von den Rhätischen Alpen nach Oberitalien, theils westlich rheinabwärts in das römische Gallien, Alles verwüstend und niedermetzelnd. Als der Schrecken dieser Einfälle sich nach Rom verbreitete, sandte Angustus zuerst im Jahre 14 v. Chr. seinen Adoptivsohn Drnsus. Dieser begegnete den Rhätiern am Fuße der Tridentinischen Alpen und schlug sie aufs Haupt, uoch ehe ihre Verbündeten, die Viudelicier, von den Bergen herabgestiegen waren. Die Feinde wichen in ihre Schluchten zurück, Drusus machte Halt und erhielt die Ehren eines Imperators. Allein der Krieg war darum noch nicht zu Ende. Aus Italien zurückgedrängt warfen sich die beiden Völker, ohne Zweifel vom Bodensee her, aufs Neue nach Gallien. Jetzt sandte Angustus dem Drusus den Tiberius zu Hülfe. In getheilten Heerhaufen operirten mm die beiden Feldherren gegen die Feinde. Drnsus kam vou Italien her durchs Gebirge und warf ein rhätisches Burgkastell um das andere nieder. Tiberius rückte von der gallischen Seite her gegen den Bodensee, desfen Ufer damals zum ersten Mal von den Römern betreten wurden. Da der See, als eiu natürliches Bollwerk der Rhätier, sich der Vereinigung der beideu Brüder hinderlich erwies, so schuf Tiberius eine Flotte und besetzte eine Insel des Sees, bei der er den Vindeliciern eine Seeschlacht lieferte. Nach der Meinung einiger Gelehrten war dies Lindau; wahrscheinlicher aber, da Tiberius von Westen, von Gallien her kam, Reichenau. Hier trafen die beiden furchtbaren Gegner zusammen; allein der wilde Mnth der Viudelicier, die die Holzkenle und das Steinbeil führten, unterlag einer ihm noch unbekannten Uebermacht, den Eisenwaffen und der eisernen Dis- ziplin des römischen Heeres. Die leichten Kähne, von den feindlichen Wurfmaschinen zerschmettert, sanken mit den kühnen Kriegern in die Tiefe. Bei dieser Gelegenheit wol war es, daß die um die Ufer des Untersees entdeckten Pfahlbauten und die alte Bodenkultur des Seeufers ihrer Ver- uichtuug preisgegeben wurden; denn es ist unzweifelhaft, daß die Vin- delirier, sobald Gefahr drohte, ihre Wohnungen mit Weib und Kind ver- ließen und der Zerstörung und dem Brande preisgaben. Eine zweite, nicht minder blutige und mörderische Schlacht fand wahr- scheinlich am Eingang des Oberrheinthales, etwa bei der militärisch wichtigen Gegend von Feldkirch, statt. Hier nahmen, wie Florus erzählt, selbst die Weiber am Kampfe Theil und warfen, als sie keine Geschosse mehr hatten, den Feinden ihre am Boden zerschmetterten Säuglinge ins Angesicht, nm sie vor römischer Knechtschaft zu bewahren; selbst der römische Dichter, der auf Augustus' Geheiß diese Siege besang, kann diesen „Heldenherzen, die dem Freiheitstode sich weihten", seine Bewunderung nicht versagen. Nach dieser Schlacht war der Muth dieser wilden Bergvölker gebrochen, und sie wurden nun hausenweife durch ganz Rhätien und Vindelicien hin unterworfen und fast vernichtet. Massenweise wurden sie verpflanzt und
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