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1. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 44

1880 - Leipzig : Spamer
44: Der Bodensee und seine Ufer. Aber die Theilnng des Landes brachte nach dem Tode des Kaisers über die Marken neues Unheil. Es folgte Verpfändung auf Verpfändung; förmliche Anarchie riß ein. Von Tag zu Tag, sagt eine Urkunde des Havelberger Bischofs, wachsen die Fehden und Raubzüge, die Dörfer liegext niedergebrannt, die Felder verwüstet, die Menschen verlassen nackt und hülflos ihre Wohnungen; auf heimlichen Wegeu müssen die Geistlichen ihrem Berufe nachgehen^). So war der Zustand der Marken, als Sigis- mund den Gedanken faßte, die Marken den Hohenzollern zu übergebeu. Wegen Weuzel, welcher auch Ansprüche auf die Marken hatte, mnßte er behutsam vorgehen. Er ernannte daher den Burggrafen zuerst zum Laudesverweser und Laudeshauptmann. Dies geschah in der Ueberein- stimmung mit Wenzel in der denkwürdigen Urkunde vom 8. Jnli 1411. Er müsse, sagt der König, zu der Bürde seiner Königreiche und zu derjenigen eines Vorstandes des heiligen römischen Reiches sich Helfer und Mitträger sucheu, damit so seine Sorge und Bürde in etwas erleichtert würde und er sich mit seinem Fleiß desto nützlicher dem Reich und seineu anderen Ländern zuweudeu könne. Außerdem verschrieb er ihm 100,000 Goldgnlden ans die Markeu, um die vielen Verpfändungen von markgräflichen Schlössern wieder rückgängig zu macheu, und verlieh ihm außerdem die Erblichkeit der Hauptmauuschast. Friedrich stellte in kurzer Zeit, ebeu so sehr durch Klugheit und Mäßigung, als dnrch energisches Einschreiten gegen das trotzige Ranbritterthnm, die Ordnung und das kaiserliche Ansehen im Laude her. „So guten Frieden", sagt die Magdeburger Chronik, „hatte der Markgraf dem Lande verschafft, daß man es als eine besondere Schickung und Gunst des Allmächtigeu pries." Der Burggraf widmete sich bald uachher wieder deu Reichsgeschäfteu. Die Lösung der kirchlichen Frage drängte, das Konzil in Konstanz trat zusammen. Auch hier leistete der Markgraf, wie fchou berührt worden, Sigismund wesentliche Dienste. Hier war es denn, wo der Kaiser noch einen Schritt weiter ging und ihm „mit gntem Rath der Mehrzahl der Kurfürsten, auch viel anderer Fürsten, Grafen, Edlen und Getreueu, die Mark Brandenburg mit der Kur- und Erzkämmererwürde erblich mit dem Vorbehalt der Wiederlösung übertrug." Die Urkunde ist vom 30. April 1415 datirt und wurde vollzogen unmittelbar unter dem Eindruck der Bäudiguug des widerspenstigen Herzogs von Oesterreich. Unter den Motiven der Uebertraguug ist in der Urkunde angeführt: „es geschehe zum allgemeinen Nutzen, und um die Zahl der Kurstimmen nicht zu mindern, da er, Sigismund, zugleich König und Kurfürst von Brandenburg sei; der Burg- graf habe zugleich durch seine Vernunft und mit seiner Macht, Arbeit und Wagniß, mit Aufwand eigener Mittel die Marken so trefflich geordnet, so allen Frevel, Gewalt und Räuberei gezähmt, daß man das Beste von ihm hoffen könne." *) Droysen, Gesä >chte der preußischen Politik I. 2. Auflage. 1863.
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