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1. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 114

1880 - Leipzig : Spamer
114 Elsasser Geschichtsbilder. städtischen Macht und warf seine Blicke nicht selten nach dem Auslande hin- über, begann auch schon, in Tracht und Sitte dem welschen Nachbar nach- zuahmen. So geschah es, daß die wichtigen Ereignisse in Frankreich häufig ihre Rückwirkung auf das Elsaß übten. Schon Engnerrand von Coucy, Herzog von Bedford, der mächtige Schwiegersohn König Ednard's Iii. von England, suchte als Sohn einer österreichischen Herzogstochter Ansprüche auf sein mütterliches Erbtheil im Elsaß, das ihm von den Habsbnrgern vorenthalten wurde, mit den Waffen geltend zu macheu. Da soeben in dem langen Kriege zwischen Frankreich und England eine Waffenruhe eingetreten war (1360), so betrachteten die müßigen englischen Heerhaufen die reichen Städte des Elsaß als eine lockende Beute. Ein verwegener Abenteurer, der Hauptmann Arnanld von Servole, vom Volke gewöhnlich „der Erzpriester von Verny" genannt, überzog (1365) mit nahezu 50,000 dieser Söldner Lothringen nn£ das Elsaß, angeblich, um die Erbrechte seines Herrn, des Ritters von Concy, zu vertreten, in Wahrheit aber, um zu plündern und Geld zu erpressen. Zu spät uahte Kaiser Karl Iv. mit Reichshülfe, um die „Engländer" zu vertreiben, nachdem diese das Land bereits nach allen Richtungen verheert und aus- geplündert hatten. Der Coucy gab aber seine Erbansprüche noch nicht ans; er erschien zehn Jahre später mit seinen Kriegsscharen im Oberelsaß und verließ das Land nicht eher, als bis sein Vetter Leopold von Oesterreich sich durch Abtretung einiger Herrschaften mit ihm verglichen hatte. Noch schwerer waren die Heimsuchungen, welche das Elsaß im Laufe des folgenden Jahrhunderts erfuhr, und welche immer deutlicher die Gestalt von französischen Rheingelüsten annahmen. Unter dem vielen zucht- und Herren- losen Gesindel, welches während des hundertjährigen Krieges zwischen Frank- reich und England sich auf französischem Boden herumtrieb, waren die Scharen der Armagnacs die gefürchtetsten. Sie nannten sich nach ihrem früheren Feldhauptmann, dem kühnen Grafen Bernhard von Armagnac, obgleich dieser längst erschlagen war, und betrieben den Krieg um keines andern Zweckes willen, als um ungestraft rauben und plündern zu können. Dennoch befand sich auch in diesen Scharen ein großer Theil der französischen Ritterschaft, mit welcher der elsässische Adel gute nachbarliche Beziehungen pflegte. Der Bischof, die Ritterschaft und ueuu Reichsstädte nebst Straßburg verbündeten sich am 5. Febr. 1439 gegen die „ecorcheurs". In den Tagen Karl's Vii. von Frankreich war es (23. Febr. 1439), als ein dichter Schwärm dieser ungebetenen Gäste von dem Zaberner Passe herabstieg, um sich wie eine Heuschreckenplage über die gesegneten Fluren des Elsaß zu verbreiten. Nur Wenige wagten es, den Räubern mit den Waffen entgegenzutreten. Diejenigen, „deren Wand kalt blieb", verhielten sich still zu Hause. Nur eine muthige Schar Straßburger warf sich ihnen entgegen, mußte aber nach tapferer Gegenwehr das Feld räumen. Die abenteuerlichen Kriegshaufen boten einen seltsamen Anblick, wenn sie die offenen Orte durchzogen. Einige ritten im blanken Harnisch mit Stahlhaube, Andere in Wamms und Gngel- hnt, noch Andere schleppten sich auf magern Mähren oder zerlumpt und
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