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1. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 117

1880 - Leipzig : Spamer
Peter von Hageubach, ein elsässischer Geßler. 117 daß die habsburgische Landgrafschaft im Elsaß in den Händen des Herzogs Sigmund von Tirol war, der durch seine unglücklichen Kriege gegen die Eidgenossen in fortwährende Geldverlegenheiten gerieth und daher gern ein- willigte, ihm die Habsburgischen Besitzungen im Elsaß, Sundgau und Breis- gau für eine Summe Geldes (80,000 Gulden) zu verpfänden. Der Handel kam am 21. März 1469 zum Abschluß. Kaiser Friedrich Iii. war wol davon unterrichtet, aber er ließ es ge- schehen. Er betrieb damals selbst den Plan einer Verbindung seines Sohnes Maximilian mit der viel umworbenen Erbtochter Karl's des Kühnen, der edlen und anmuthigen Maria von Burgund, und hoffte seinem Hanse so durch Heirath und Erbschaft reichlich wieder zu gewiunen, was ihm jetzt durch Verpfändung zeitweilig entfremdet wurde. Anders dachten die Elsasser darüber; sie sahen in dem Vertrage nur eine neue Form, das Elsaß vom Reiche abzubringen, und erklärten fest und entschlossen, daß sie sich nicht verhandeln ließen. Ihre Unzufriedenheit ward noch gesteigert, als der Her- zog ihuen einen harten und tyrannischen Landvogt setzte, der die Pläne seines Herrn, die habsburgische Landgrafschaft im Elsaß für immer an Burgund zu bringen, mit List und Gewalt auszuführen trachtete. Peter von Hagenbach — so hieß dieser elsässische Geßler — war ein Deutscher von Geburt, aber ein Hasser deutschen bürgerlichen Wesens und städtischer Freiheit. Mit rücksichtsloser Härte schrieb er im Lande Steuern für seinen Herzog aus und quälte die Bewohner mit Erpressungen aller Art. Bei seiner Hochzeit, die er (1470) zu Thann feierte, bestimmte er selbst die Geschenke, welche ihm von den Einwohnern gemacht werden sollten. Den Straßbnrgern ließ er höhnisch sagen, sie würden nächstens keinen Rath und Ammeister mehr zu wählen brauchen; er würde ihnen einen setzen, der weder Schneider noch Schuster sei — den Herzog von Burgund; aber die Straß- burger antworteten, „nimmer reiße man das Elsaß von Kaiser und Reich ab." In Mülhausen wollte er die Verschuldung der Bürger benutzen, um die Stadt für den Herzog zu kaufen. Er versprach deu Mülhausenern, ihre Schulden zu bezahlen, wenn sie dem Herzog huldigen wollten; im Weige- rnngsfalle drohle er mit Gewalt. Die Mülhausener wandten sich in ihrer Be- drängniß an die Schwesterstädte im Reiche, und diese standen ihnen nicht allein mit Vorschüssen bei, sondern sie brachten die Pfandsumme auf, um die Herzog Sigmund Land und Leute dem Burgunder Herzog überlassen hatte. Kaum war diese Nachricht im Elsaß bekannt geworden, so erhob sich allerorten das Volk, um die burgundischen Beamten aus dem Lande zu jagen (1474). Zu Ensisheim, wo der Landvogt seinen Sitz hatte, schlössen ihm die Bürger bei seiner Rückkunft die Thore. Da kam er in der Oster- Woche bei Nacht und lagerte mit fünfhundert Gewaffneten vor der Stadt, um, während die Glocken zur Frühmesse läuteten, die Sturmleitern an die Mauern zu legen. „Da" — so erzählt die Sage — „warf sich ihm ein weißgekleidetes Weib zu Füßeu und flehte ihn um Erbarmen für die Stadt an. „Schone wenigstens der Weiber und der Kinder", bat sie, „entehre das Heiligthum nicht! Dein Becher ist voll von Blut, man muß Dir Halt
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